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Natur und so

Der Klatschmohn ist die Blume des Jahres 2017

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Foto: Loki Schmidt Stiftung, U. Steinhäuser

Über die diesjährige Blume des Jahres, die Wiesen-Schlüsselblume, hatten wir bereits berichtet. Inzwischen hat die Loki Schmidt Stiftung auch die Blume des nächsten Jahres gekürt und – sehr zu meiner Freude – den Klatschmohn gewählt. Wenn ich an Klatschmohn denke, fallen mir sofort zwei Gegenden ein: die Felder in Nähe des Großen Pönitzer Sees (Ostholstein) und meine Lieblingsinsel Rügen mit der zauberhaften Mönchguter und Wittower Landschaft. Und weil Klatschmohn immer auch Sommer bedeutet und nicht grauer Hochnebel-Spätherbst, ist es ganz schön, ausgerechnet jetzt ein wenig an die zarte Blume zu denken.

Foto: pixabay.com

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Manche Blumen haben einen tollen Stängel, andere eine schöne Blütenfarbe, wieder andere interessant geformte Blätter. An Klatschmohn mag ich alles. Die zarten Blütenblätter in einer Farbe, von der ich immer nicht weiß, ob ich sie intensiv oder zurückhaltend Rot nennen soll, den haarigen Stängel und nicht zuletzt die dekorativen Samenkapseln. Über sie und den Klatschmohn an sich hatte Johanna im Sommer bereits einen Beitrag geschrieben.

Wenn der Klatschmohn stiften geht

Früher war mehr Klatschmohn. Das habe ich die letzten Sommer häufiger mal gedacht, wenn ich an Feldrändern entlang spaziert oder geradelt bin. Auch die Loki Schmidt Stiftung sieht das so und hat den Klatschmohn stellvertretend für die vielen bedrohten Ackerwildpflanzen hervorgehoben.

Foto: Loki Schmidt Stiftung, Zeichnung von Loki Schmidt

Foto: Loki Schmidt Stiftung, Zeichnung von Loki Schmidt

In ihrer Begründung für die Wahl liest sich das so: „Sobald seine auffallenden Farbakzente die Landschaften schmücken, beginnt die warme und helle Jahreszeit. Das strahlende Rot, vermengt inmitten unzähliger Getreidehalme, ist uns seit Kindheitstagen ein vertrauter Sommerbegleiter. Tatsächlich sind die zarten Blüten auf unseren Hochleistungsäckern aber gar nicht mehr so häufig zu sehen. Auch der Klatschmohn verschwindet, wie so viele Ackerwildpflanzen schon vor ihm, allmählich aus seinem natürlichen Lebensraum, einem der wichtigsten Ökosysteme: Auf den intensiv bewirtschafteten Äckern lebten einmal ursprünglich rund 350 Pflanzenarten. Viele von ihnen gelten heute als bedeutendes biologisches Erbe unserer Kulturgeschichte. Doch moderne Technik und Spritzmittel verdrängten letztlich die Vielfalt der Ackerwildpflanzen.(…) Der beliebte Klatschmohn steht in diesem Jahr stellvertretend für weitere bedrohte Ackerwildpflanzen und damit für den Verlust der bunten Vielfalt im Landbau. Während hoch spezialisierte Ackerwildkräuter – wie zum Beispiel die Kornrade (Blume des Jahres 2003) – bei uns fast ausgestorben sind, ist der bundesweit noch ungefährdete Klatschmohn bisher ein Überlebenskünstler: stellt er doch nur wenige Ansprüche an seine Umgebung.“

Mehr Mohn

Foto: Loki Schmidt Stiftung, Axel Jahn

Foto: Loki Schmidt Stiftung, Axel Jahn

Klatschmohn ist aufgrund seiner Anspruchslosigkeit die ideale Pflanze für Menschen ohne grünen Daumen und gärtnerisches Geschick. Einmal gepflanzt sät er sich selbst aus, wenn man ihn denn lässt. Wenn ihr das nicht so gerne dem Zufall überlassen möchtet, pflückt ihr die Samenkapseln, kurz bevor sie sich öffnen, und sät die darin befindlichen Samen gezielt am gewünschten Ort aus. Falls ihr auch der Meinung seid, dass es in Zukunft mehr Klatschmohn geben sollte, könnt ihr Klatschmohn-Samen-Postkarten bei der Loki Schmidt Stiftung bestellen (www.loki-schmidt-stiftung.de, info@loki-schmidt-stiftung.de). Oder ihr kauft sie in der Gärtnerei eures Vertrauens. Wenn viele mitmachen, könnte es sein, dass ich dann irgendwann im Sommer denke: „So viel Klatschmohn war noch nie.“

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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