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Laut Duden ist ein Hallimasch ein „meist in Büscheln (an Baumstümpfen) wachsender brauner Pilz mit weißen Lamellen und bräunlichen Schuppen auf dem Hut“. Hört sich unspektakulär an, ist es aber nicht. Denn der Pilz ist nicht nur Teil unseres Blognamens, sondern ein Gigant. Übertrieben? Keineswegs!
Rückblende: Auf der Leipziger Buchmesse saßen meine Kollegin und ich beim Mittagessen zusammen und waren etwas desillusioniert, weil einige unserer Ideen bereits von anderen Autoren umgesetzt wurden und als Buch im Regal standen. Statt Frust zu schieben, entwickelten wir neue Ideen. Eine davon war der Blog. Bei der Namensuche war schnell klar, dass er einen Doppelnamen (total modern!) aus Pflanze und Tier bekommen sollte. Denn davon sollte der Blog handeln. Wir ließen uns Namen auf der Zunge zergehen und der Hallimasch schmeckte uns gleichermaßen gut. Klar, dass der Pilz (plötzlich weder Pflanze noch Tier) einen eigenen Blogeintrag braucht.
Vom Hallimasch gibt es verschiedene Arten, der Name bezeichnet lediglich die Gattung. So könnt ihr den Honiggelben Hallimasch an Eichen, Birken, Buchen oder Obstbäumen vorfinden, während Dunkler oder Keuliger Hallimasch bevorzugt an Nadelbäumen wachsen. Die meisten Arten ernähren sich von Holz. Sie siedeln sich vor allem an kranken Bäumen und Totholz an.
Bäume abmurksen
Einige Arten sind jedoch regelrechte Räuber: Parasiten wie sie im Buche stehen. Sie befallen lebende Bäume, entziehen ihnen die Nahrung und dringen mit dem Myzelium, dem Pilzfasergeflecht, in deren Wachstumsschichten ein. Nährstoffe können nicht mehr transportiert werden, der Baum stirbt ab. Das ist ein Grund dafür, dass der Pilz bei Forstleuten, Obstbauern und Gärtnern gefürchtet ist. Der zweite ist, dass gegen ihn kein Kraut gewachsen ist. Jeder Versuch, ihn auszurotten, muss angesichts seines unterirdischen Geheim-Wachstums oder seiner Größe zum Scheitern verurteilt sein.

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Unterirdische Monster
Die Dimensionen des Pilzes können geradezu gruselige Ausmaße annehmen. 1992 entdeckte man in den USA einen Hallimasch, der sich über einer Fläche von 15 Hektar ausbreitete und rund 1000 Tonnen schwer war. Geschätztes Alter 1500 Jahre. Im Jahr 2000 fand man ebenfalls in den USA, im Bundesstaat Oregon, ein noch älteres und größeres Exemplar des Dunklen Hallimasch (Armillaria ostoyae). Er ist an die 2400 Jahre alt, fast 900 Hektar groß und wächst in einer Tiefe von rund einem Meter unsichtbar und unaufhaltsam vor sich hin. Wie man so etwas entdecken kann? Ein Forstarbeiter hatte sich Gedanken über ein merkwürdiges Baumsterben in der Gegend gemacht und stieß dabei auf das Pilz-Monster.
Fressen und gefressen werden
Wer Hallimasch genauer unter die Lupe nehmen möchte, kann dies von Juli bis Dezember. In dieser Zeit bildet der Hallimasch seine Fruchtkörper aus, den Teil, den wir als Pilz wahrnehmen. Wer möchte, kann sich dann gleich eine Mahlzeit zusammenpflücken, denn bis auf den Honiggelben Hallimasch sind alle Arten als wohlschmeckende Speisepilze bekannt. Wichtig! Nur gekocht verzehren, in rohem Zustand sind die Pilze giftig. Verspeist wird nur der Hut und das von möglichst jungen Exemplaren.
Wenn dem Pilz ein Licht aufgeht
Dem Pilz könntet ihr übrigens selbst im Dunkeln auf die Spur kommen. Lasst bei einer Nachtwanderung im Wald also ruhig mal die Taschenlampe weg. Wenn ihr dann ein geheimnisvolles Leuchten an Baumstämmen entdeckt, habt ihr eine weitere erstaunliche Fähigkeit des Pilzes entdeckt: die Biolumineszenz. Einige Arten leuchten unter bestimmten Bedingungen. Warm sollte es sein, feucht auch. Dann kann man an frisch verletzten Bäumen, Wurzeln und selbst an Hölzern eine leuchtende Substanz, das Mycel, sehen. Spooky!
Karolin Küntzel
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