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Natur und so

Rätselhaftes Hummelsterben unter der Linde

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Foto: pixabay.com

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Unter unserer Linde liegen seit einigen Tagen wieder vermehrt schlappe oder bereits tote Hummeln. Ich kenne dieses Phänomen schon aus den letzten Jahren. Auch damals gab es im Sommer eine Zeit, in der sich die Hummelleichen häuften. Komischerweise nur unter der Linde, im hinteren Garten flogen und fliegen die pummeligen Insekten munter weiter von Blüte zu Blüte. Was macht die Linde mit den Hummeln? Und zwar nicht nur unsere, sondern auch die Linden in der Umgebung, unter denen ebenfalls viele Tiere verendet sind.

Haufenweise Hypothesen und eine Lösung

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Selbst Forscher haben lange Zeit gerätselt, was den Massentod auslöst. Von einem natürlichen Alterungsprozess der Tiere war die Rede wie auch von giftigem Linden-Nektar und einer Täuschung der Sinne, die darauf zurückzuführen sei, dass man tote Hummel auf der Straße eben besser sähe als in einem Acker. Inzwischen weiß man es besser. Tatsächlich fällt das Hummelsterben mit der Blüte der Silberlinde zusammen, die auf die Blüte von Sommer- und Winterlinde folgt. Zu diesem Zeitpunkt im Hochsommer gibt es wenig andere Nektarquellen, sodass die Hummelvölker verstärkt die blühenden Silberlinden anfliegen. Das könnt ihr auch hören, denn zu diesem Zeitpunkt ist der ganze Baum ein einziges Summen. Die Konkurrenz im Baum nimmt zu, der Ertrag des einzelnen Insektes ab. Konnten die Hummeln in den ersten Tagen noch ausreichend Nahrung zum Nest zurückbringen, sinkt der Anteil kurz darauf so weit, dass die Hummeln zwar noch zum Baum ausfliegen, aber mit immer weniger Gewicht zurückkehren. Bis sie schließlich unter dem blühenden Baum verhungern. Was für eine Tragödie!

Hummeln behüten

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Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum die Pummelchen nicht einfach zur nächsten Nektarpflanze düsen und sich dort vollschlabbern? Hummeln sind leider nicht sehr flexibel. Haben sie einmal eine Nahrungsquelle für sich entdeckt, bleiben sie ihr quasi treu. Sie gewöhnen sich schlecht an neue Nahrungspflanzen und müssen diese ja auch erst einmal finden. Dafür können sie geschwächt nicht sehr weit fliegen, und wenn im näheren Umfeld kein Nektar zu holen ist, sieht es schlecht für sie aus. Hier hilft die Anpflanzung von bienen- und hummelfreundlichen Pflanzen. Seit sich bei uns im Beet neben der Linde der Dost (Oregano) ausbreitet und zeitgleich mit der Linde blüht, schaffen es einige schlappe Hummeln bis dorthin und schlürfen ein Rüsselchen. Dadurch fällt das Hummelsterben unter der Linde jetzt sicht- und zählbar geringer aus und schont die mitfühlende Seele des Kindes, das sich auf die Fahne geschrieben hat, Tiere zu retten.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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