Hallimasch & Mollymauk

Natur und so

Wenn einer heult, heulen alle: Hunde und Sirenen

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Foto: pixabay.com

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Wenn am Berliner Zoo eine Feuerwehr mit eingeschaltetem Martinshorn oder ein Polizeiwagen mit Sirene vorbeifährt, heulen die Wölfe. Immer! Alle! Das hat mich schon immer fasziniert. Auch Hunde beginnen häufig zu jaulen, wenn eine Sirene erklingt und bringen ihre Besitzer zur Verzweiflung, die mit „Bist du wohl still!“ und „Jetzt ist aber gut!“ dem Konzert ein Ende setzen wollen.

Wieso hat der Klang von Sirenen solch eine Wirkung auf Wölfe und Hunde?

Sirene oder Hund?

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Hunde hören besser als Menschen und können auch Töne im Ultraschallbereich wahrnehmen. Deshalb ist es fast ein bisschen kurios, dass sie die Frequenzen, die von Sirenen ausgehen für das Geheul anderer Hunde halten und dann heulen sie eben mit. Heult einer, lassen die anderen nicht lange auf sich warten. Richtig ansteckend ist das. Wer das nicht glaubt, kann ja spaßeshalber mal selbst in Geheul ausbrechen, wenn ein Hund in der Nähe ist. Ziemlich wahrscheinlich stimmt der Vierbeiner mit in das Gejaule ein. Dieses Phänomen hat auch einen Namen: Kontaktheulen. Es dient dem Zusammenhalt der Gruppe und markiert lautstark das eigene Revier. Kontaktheulen funktioniert aber nicht nur bei Sirenen. Einige Vierbeiner legen auch los, wenn die Kirchenglocken läuten oder der Nachbar Geige übt. Ebenfalls animierend sollen Mundharmonika und Blechbläser wirken. Worauf steht denn euer Hund?

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Dieses Verhalten lässt sich auch bei anderen Lautäußerungen beobachten. Ich kenne das zum Beispiel von Dorfhunden in scheinbar verschlafenen Nestern. Hat erst ein Hofhund Laut gegeben, stimmen alle in das Bellen und Kläffen mit ein. Unbemerkt bleibt man da nicht lange. Und von wem haben sie das? Von den Wölfen. Und da sich in einigen Hunderassen die Wolfsgene mehr Gehör verschaffen als in anderen, heulen diese eben auch stärker. Bleibt nur zu hoffen, dass deren Besitzer nicht neben der Kirche oder der Feuerwache wohnen und die Nachbarn ausreichend taub, tolerant und tierlieb sind.

Autorin: Karolin Küntzel

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

4 Kommentare

  1. Was für ein schönes Thema. Da kann ich gleich mein Scherflein beitragen. Ich beobachte seit fast 30 Jahren wild lebende Wölfe. Für mich gibt es nichts Schöneres als deren Gesang.

    Die Wölfe heulen natürlich nicht den Mond an, sondern aus vielerlei Gründen: Wenn sie einsam sind und einen Partner suchen (Paarungszeit), wenn sie herausfinden wollen, wie viele andere (fremde) Wölfe im Revier befinden, oder oft nach einer ausgiebigen Ruhephase, bevor sie aufbrechen.

    Die Wölfe im Yellowstone-Park heulten jeden Mittwoch Nachmittag um 15 Uhr. Der Grund: Der UPS Wagen fuhr durch den Park und brachte die Post in den entlegenen Ort Silver Gate. Wann immer er kam, fingen die Wölfe an, zu heulen. Ich nehme an, dass es irgendein Geräusch im Motor oder an den Reifen war, das sie dazu animiert hat, denn als ein anderer Lieferant die Post ausfuhr, passierte nichts. Wir wussten also Mittwochs immer, wann die Post kam.

    Wenn man lange Wölfe beobachtet und belauscht, dann kann man die einzelnen Persönlichkeiten sogar an ihrem Heulen erkennen.
    Es gab 2013 übrigens eine “Heulstudie”, die die verschiedenen Dialekte von Wölfen kategorisiert hat.

    Das Heulen der Wölfe – großes Thema. Sorry, wenn mich die Begeisterung hier so mitreißt. Ich hab in meinem Buch “Die Weisheit der Wölfe” ein ganzes Kapitel darüber geschrieben.

    • Liebe Elli, was für eine wunderbare Ergänzung zum Beitrag! Ich teile deine Begeisterung für Wölfe, auch wenn ich mich nicht sonderlich gut mit ihnen auskenne. Egal! Es sind faszinierende Tiere.
      Liebe Grüße Karolin

  2. Liebe Karolin,

    auch ich bin ein Wolfsfan und finde dies einmal mehr einen gelungenen Beitrag. Und daher möchte ich dir und Johanna heute über diese Kommentarfunktion einfach mal mein Kompliment ausdrücken, denn ich finde nicht nur diesen Beitrag toll, sondern eure ganze Seite.
    Ich bin ja selbst Biologin und freue mich daher immer wieder, wenn ich gelungene Naturseiten finde – und schon euren Titel – Hallimasch und Mollymauk – finde ich ja genial, aber inzwischen auch eure ganze Sammlung.

    Und daher habe ich eure Seite nun auch für diesen Monat auf meine HP-Pinnwand für meine besonderen Monatsempfehlungen ausgewählt. Danach wird sie ins Pinnwand-Archiv übernommen.

    Liebe Grüße
    Rosemarie
    die ihr auch von der Schreibwelt kennt 🙂

    Apropos kennen, ich durfte über diese Begeisterung für Wölfe schon vor langer Zeit Elli, die oben kommentiert hat, kennen und schätzen lernen [so klein ist die Welt :-)] und ein Lob von ihr, der Wolfsexpertin ist natürlich noch mal was Besonderes.

    • Liebe Rosemarie,
      vielen Dank für Dein Lob, das uns sehr freut. Und dass wir nun sogar Deine Monatsempfehlung sind, ist ganz besonders toll. Vielen Dank dafür!
      Liebe Grüße und bis bald virtuell oder real in München.
      Karolin

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