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Welches Tier duftet nach Popcorn?

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Erinnert ihr euch noch an den Binturong? Das ist ein Marderbär, über den Johanna vor einiger Zeit einen Blog-Beitrag geschrieben hatte. Darin ging es vor allem um seine Eigenschaften.

Nun bin ich beim Recherchieren für ein ganz anderes Thema wieder auf dieses Tier gestoßen und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Grund dafür ist der Geruch des Binturong, denn er riecht nicht streng nach Raubtierhaus, sondern duftet nach Popcorn. Echt wahr!

Pipi wie Popcorn

Foto: pixabay.com

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Ginge man mit einem Binturong ins Kino, würde der Marderbär zumindest geruchlich überhaupt nicht auffallen. Denn er riecht genauso lecker nach gebuttertem Popcorn wie der Kino-Snack auch. Der Geruch an sich ist Forschern auch nicht neu, aber die Frage, wie der Bär ihn produziert, konnte lange nicht beantwortet werden. In Verdacht hatten die Wissenschaftler Duftdrüsen am Schwanz des Binturong. Die waren es aber nicht. Nun haben Forscher von der Duke Universität in Durham (USA) herausgefunden, dass der Duftstoff im Urin der Schleichkatze vorkommt. Um genau zu sein, handelt es sich um die chemische Verbindung 2-Acetyl-1-Pyrrolin (2-AP). Und das ist exakt derselbe Stoff, der Popcorn so verführerisch duften lässt. Beim Popcorn entsteht dieser Duftstoff beim Röstprozess, für den hohe Temperaturen notwendig sind. Wie der Binturong es schafft, ein Röstaroma ohne Röstung herzustellen, ist nach wie vor ein Rätsel.

Hinhocken und laufenlassen

Foto: pixabay.com

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Beantwortet ist dagegen die Frage, warum der Marderbär so stark nach Popcorn riecht und nicht nur die Stelle, an die er uriniert hat. Das hat mit seiner nicht ganz ausgefeilten Pinkel-Technik zu tun. Uns wäre das ja schrecklich peinlich, dem Binturong ist es vermutlich völlig egal: Jedes Mal wenn er sich hinhockt, um Wasser zu lassen, pinkelt er sich dabei auch ein wenig an. Urin gerät auf den Schwanz und die Pfoten und beim Klettern verteilt er den Duftstoff weiter auf Äste und Bäume. Interessanterweise schwächt sich der Duft mit der Zeit nicht ab, sondern nimmt an Intensität sogar noch zu. Ob sich daraus schlussfolgern lässt, dass Binturong-Pipi von gestern leckerer riecht als Popcorn von heute? Ich weiß es nicht. Sicher ist aber, dass ich bei meinem nächsten Zoo-Besuch mal meine Nase Richtung Binturong strecken werde.

Die vollständige Studie: Lydia K. Greene, Timothy W. Wallen, Anneke Moresco, Thomas E. Goodwin, Christine M. Drea. Reproductive endocrine patterns and volatile urinary compounds of Arctictis binturong: discovering why bearcats smell like popcorn. The Science of Nature, 2016; 103 (5-6) DOI: 10.1007/s00114-016-1361-4

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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