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Natur und so

Der Austernfischer macht was er will

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Im Moment schreibe ich Texte über Meerestiere. Fische und Vögel und so. Die meisten von denen lassen sich ganz einfach mit bestimmten Eigenschaften in Verbindung bringen. Und meistens verhalten sie sich auch immer gleich und es ist einfach über sie zu schreiben. Nicht so der Austernfischer, denn der scheint echt zu machen, was er will. Immer wenn ich denke, jetzt hätte ich eine seiner Eigenarten kapiert, lese ich woanders, dass es auch Abweichungen gibt. Der Austernfischer stellt sich quer. Trotzdem mag ich ihn. Und heute erzähle ich euch mal, wieso.

Falls ihr mal am Strand seid und ein schrilles Pfeifen hört … schaut euch schnell um. Es könnte sein, dass ihr schon ziemlich dicht dran seid, am Austernfischer. Die markante schwarz-weiße Farbe ist ja auch wirklich gut zu erkennen. Aber was macht den Vogel denn jetzt so lustig?

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Austernfischer sind tagaktiv. Und nachtaktiv.

Ob Austernfischer tag- oder nachtaktiv sind, lässt sich nicht so leicht vorhersagen. Zumindest die Tiere, die an der Küste (und nicht im Binnenland)  leben, wechseln damit ab: mal sind sie tagsüber unterwegs, mal nachts. Der Grund ist total logisch und gibt den Vögeln Recht: sie sind nämlich abhängig von der Tide – also von Ebbe und Flut. Immer wenn das Wasser sich zurückzieht, laufen die Tiere über den freiliegenden Meeresboden und stochern im Schlick nach Nahrung. Naja und wenn das Wasser halt nachts weg ist, legen sie eine Nachtschicht ein.

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Austernfischer jagen mit den Augen. Oder mit dem Schnabel.

Logischerweise ist es tagsüber viel einfacher für einen Austernfischer, die richtigen Nahrungsplätze zu finden. Auf der Suche nach Würmern oder Muscheln benutzt er seine guten Augen. Doch nachts, im Dunkeln, geht das natürlich nicht so einfach. Veränderungen im Sand sind dann ja nicht sichtbar. Also verwendet der Austernfischer seinen empfindlichen Schnabel, um per Tastsinn zu entscheiden, ob sich ein Stochern in bestimmten Bodenarealen noch lohnt. Dabei unterscheidet er sogar zwischen vollen und leeren Muschelschalen.

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Austernfischer fliegen in den Süden. Oder auch nicht.

Auch das mit dem Vogelzug ist beim Austernfischer so eine Sache. Es gibt mehrere Populationen der Vögel, die sich alle unterschiedlich verhalten. Einige Vögel fliegen im Winter richtig ins Warme. (Denkt: Afrika) Andere überwintern im Wattenmeer. Einige Austernfischer fliegen lange Strecken in die Winterquartiere, andere bewegen sich gar nicht weg und bleiben den Winter über hocken. Auch beim Brüten herrscht Vielfalt: Während manche Austernfischer an der Nordseeküste brüten, legen andere auf Island ihre Eier und von wieder anderen Austernfischergruppen, hat man bisher überhaupt noch keine Ahnung, wo sie eigentlich ihre Küken großziehen.

Ich finde es fantastisch, dass der Austernfischer so sehr macht was er will. Irgendwie ist er mir dadurch sympatisch. Oder was meint ihr?

 

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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