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Die Kastanien-Miniermotte: Herbst im Sommer

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Foto: J. Prinz

Foto: J. Prinz

Die Kastanie, unter der ich mich heute vor der Sonne untergestellt habe, sah komisch aus. Ihre Blätter hatten braune Flecken und wirkten zerfleddert. Der ganze Baum sah aus, als wäre schon Herbst oder mindestens eine monatelange Dürreperiode. Ich kenne das schon, denn ich komme häufiger an diesem Naturphänomen vorbei. Die Kastanie hat weder die Jahreszeit überholt, noch zu wenig Wasser. Sie ist leider einfach das Zuhause der Kastanie-Miniermotte.

Könnt ihr euch noch erinnern? Als ich letzen Sommer meinen Salat gewaschen habe, fiel mir ein Blatt auf, das auch komisch aussah. Beim näheren Hinsehen stellte sich heraus, dass da was drin sitzt. Genauso ist es mit den Blättern meiner Sonnenschutz-Kastanie: In ihren Blättern sitzen die Larven der Motte und machen braune Gänge. Ich habe gleich mal ein paar Blätter mit ins Büro genommen und Fotos gemacht.

Foto: J. Prinz

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Die Kastanien-Miniermotte ist nicht von hier. Sie stammt vermutlich aus Griechenland, möglicherweise auch aus der Region um Albanien. Weil sie keine natürlichen Feinde hat, vermehrt sie sich rasant und breitet sich wie der Wind von Kastanie zu Kastanie aus.

Die Motte selbst ist winzig klein. Ihre Raupen ernähren sich vom Blatt der Kastanie und bilden darin einen scheibenförmigen Kokon. Ihr könnt ihn auf den Fotos als dunkleres Oval erkennen. Wenn es soweit ist, stößt die fertige Motte ein Loch in den Kokon und krabbelt auf der Oberseite des Kastanienblattes heraus. Jetzt muss es schnell gehen: Partner suchen, Eiablage, Tod. Alles in einer Woche. Ein kurzes Leben hat so eine Motte, doch die Kastanie hat noch länger Freude an ihrem Besuch.

Foto: J. Prinz

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Die Gänge der Motte stören nämlich ganz gewaltig. Die welken Stellen können nicht so arbeiten, wie sie sollen. Sie können weniger Photosynthese betreiben. Damit fehlen dem Baum die Nährstoffe. Er ist allgemein geschwächt und anfälliger für Baumkrankheiten.

Wer die Kastanien-Miniermotte chemiefrei loswerden will, sammelt das ganze Jahr über die Blätter ein und entsorgt sie dann. Man muss aber hartnäckig sein, denn die Motte hat mehrere Zyklen pro Jahr. Eine Kollegin hat mir erzählt, dass es drei Jahre gedauert hat, bis die Motten weg waren. Puh!

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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