Hallimasch & Mollymauk

Natur und so

Einsamkeit lässt uns frieren

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Ach du liebe Zeit. Manchmal stolpere ich zufällig über irgendwelche Studien-Ergebnisse und bin echt überrascht. Ihr kennt das ja schon: bei der Rehspucke war es so und beim Eselhasen. Bei Karolins Beitrag über die Hitze, die dumm macht oder dieser Nostalgie-Sache. Die Studie, über die ich mich aktuell wundere, passt total zum kühlen, nordeutschen Wetter. Falls jemand von euch noch eine Ausrede für Verabredungen zum Tee braucht. Hier ist sie: Einsamkeit lässt uns frieren.

Im Ernst: Über sowas gab es mal eine Studie. Dabei sollten sich die Teilnehmenden gedanklich in ein Szenario zurückversetzen, das sie schon mal erlebt hatten. Die eine Studiengruppe sollte an etwas richtig Schönes denken: an einem Moment, den sie mit anderen Menschen verbracht hatten, bei denen sie sich gut aufgehoben und akzeptiert fühlten.

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In der anderen Studiengruppe sollten sich die Menschen an ein Ereignis erinnern, bei dem sie Zurückweisung erfahren hatten oder ausgegrenzt wurden. Anschließend sollten alle Beteiligten die Raumtemperatur einschätzen.

Das Ergebnis: Menschen, die sich schlecht fühlten, weil sie gerade nochmal eine Situation durchlebt hatten, in der sie sich einsam fühlten, fanden den Raum kalt. Menschen, die sich gerade an eine Situation erinnert hatten, die mit menschlicher Wärme zu tun hatte, schätzten den Raum sehr viel wärmer ein.

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Das Ergebnis der Studie wurde noch einmal bestätigt, indem nun allen Getränke angeboten wurden. Die Personen, die den Raum kalt eingeschätzt hatten, tranken bevorzugt Tee und Kaffee. Die anderen eher Saft und Wasser. Das Forschungsteam deutete die Ergebnisse so: wir sprechen offenbar nicht zufällig davon, dass jemand uns “kühl” gegenübertritt, oder von einer “warmen Umarmung”. Etwas provokant formuliert: Einsamkeit – selbst erinnerte – lässt uns frieren.

Also geht jetzt mal raus und lasst euch von euren Freunden umarmen. Oder zum Tee einladen. Oder macht mit denen meinetwegen einen Herbstspaziergang in richtig fiesem Nieselregen. Die Außentemperatur ist egal, Hauptsache, es entsteht ein bisschen menschliche Wärme.

Die Studie zum Nachlesen ist diese: Zhong, C.-B.; Leonardelli, G.L. (2008): Cold and Lonely: Does Social Exclusion Literally Feel Cold?, Psychological Science, 2008 Sep;19(9):838-42.

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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