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Lichtverschmutzung: Erleuchtete Nächte

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Foto: pixabay.com

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Vor ein paar Tagen gab es eine Mondfinsternis und viele Menschen haben die Gelegenheit genutzt, mal wieder in den Himmel zu schauen. Was haben sie gesehen? Erst einen Mond, dann keinen Mond und vermutlich ziemlich viele Sterne. Vielleicht sahen sie aber auch nur einige wenige Himmelskörper, denn in vielen Gegenden Deutschlands (und der Welt) ist es inzwischen auch nachts so hell, dass nur noch die leuchtstärksten Sterne beobachtet werden können.

Licht bis ins Weltall

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Auf Fotos aus dem Weltall, die die Erde bei Nacht zeigen, sind die Ballungszentren der Welt deutlich zu erkennen. Das dicht besiedelte Europa leuchtet heller als dünn besiedelte Regionen in Afrika oder Asien. Großstädte erscheinen als dicke Lichtklumpen und auf Nahaufnahmen ziehen sich die Leuchtbänder der Autobahnen wie Adern durch das Land. Schaut man dagegen von der Erde aus in den Himmel, sieht man meistens nur noch wenig. Besonders in den Städten haben es Sternengucker schwer, denn das künstliche Licht überstrahlt die meisten Sterne. Sieht man von der Stadt aus nur noch rund 50 Sterne, sind es in dunklen Gegenden auf dem Land immerhin noch mehrere Tausend.

Lichtverschmutzung

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Die Zunahme des künstlichen Lichts ist ein Problem für Mensch und Tier. Es bringt nachweislich den Hormonhaushalt durcheinander, erschwert die Orientierung und beeinflusst Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Nachtaktive Tiere wandern in die immer kleiner werdenden Dunkelgebiete ab, Zugvögel, die sich an den Sternen orientieren, verirren sich in hellen Ballungsgebieten, Insekten fliegen nachts Straßenlaternen an und verenden dort zu Tausenden. Der Biorhythmus gerät aus den Fugen, sodass Vögel in der hellen Stadt länger singen als auf dem dunklen Land. Auch auf Menschen wirkt sich ein Zuviel an Licht negativ aus, denn der Körper benötigt ausreichend Dunkelphasen zum Regenerieren. Schlafstörungen, Gereiztheit und psychische Erkrankungen, aber auch Kreislauf- und Herzprobleme können die Folge sein.

So wie das Einbringen von Schadstoffen in die Umwelt mit dem Begriff Umweltverschmutzung beschrieben wird, drückt die Bezeichnung Lichtverschmutzung aus, dass zu viel künstliches Licht das natürliche Licht von Mond und Sternen überstrahlt, sozusagen verschmutzt. Die Nächte werden immer heller und dunkle Orte immer seltener. Kein Wunder, dass es inzwischen Bestrebungen gibt, lichtarme Gegenden zu schützen und als Dunkelorte für Mensch und Tier zu erhalten.

Sternenparks

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Einer dieser Orte ist der seit 2014 als Sternenpark anerkannte Naturpark Westhavelland. Dort, 80 Kilometer westlich von Berlin, mitten im brandenburgischen Nichts liegt Gülpe, Deutschlands dunkelster Ort. Nirgendwo sonst in der Republik funkeln so viele Sterne am Nachthimmel, nirgendwo sonst geraten so viele Astronomen in Verzückung. Auch die Eifel hat sich bei der „International Dark Sky Association“ in den USA um den Titel Sternenpark (Dark Sky Park) beworben, mit dem bisher hauptsächlich Regionen in den USA ausgezeichnet sind. Infos zur Organisation und den Sternenparks findet ihr hier: http://www.lichtverschmutzung.de/seiten/sternenparks.php

Sternenreich oder dunkelarm?

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Wollt ihr für euch herausfinden, wie stark euer Wohnort bereits von der Lichtverschmutzung betroffen ist, könnt ihr die Himmelshelligkeit mit einer App messen und damit Teil eines Forschungsprojektes werden. Das Projekt „Verlust der Nacht“ ist durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung Berlin gefördert. Die kostenlose App ist in elf Sprachen erhältlich. Sie leitet euch zu verschieden hellen Sternen, deren Sichtbarkeit ihr beurteilt. Aus diesen Angaben leiten Wissenschaftler ab, wie hell es bei euch ist und wie viele Sterne ihr tatsächlich sehen könnt. Infos über das Projekt und die App gibt es hier: http://www.verlustdernacht.de. Ich drücke Euch die Daumen für eine sternenklare Nacht an einem möglichst dunklen Ort.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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