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Redewendungen: Olle Kamellen

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Foto: pixabay.com

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In ein paar Tagen beginnen in Bayern die Faschingsferien. Die heißen hier tatsächlich so und fallen in die Zeit der Rosenmontagsumzüge. Von den buntgeschmückten Wagen regnet es dann reichlich Kamellen auf die Zuschauer, die mit Tüten und Taschen versuchen, so viele der klebrigen Bonbons zu fangen wie möglich. Kommt die Redewendung der „ollen Kamellen“ also daher, dass ab und zu alte Bonbons aus dem Vorjahr geworfen werden? Keineswegs! Mit den Kamellen sind nämlich gar keine Bonbons gemeint, sondern eine Pflanze. Aber der Reihe nach.

Das sind doch alles „olle Kamellen.“

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Wer so einen Satz sagt, meint in der Regel, dass eine Information alt und längst bekannt ist. Sie bringt nichts Neues und ist langweilig. Kennt man schon, alles schon dagewesen, braucht man nicht, kann man gut drauf verzichten und hat keinen Wert. Und was hat das mit den Karamellen, rheinisch verkürzt zu Kamellen, zu tun? Nichts! Denn die „ollen Kamellen“ leiten sich nicht von den Karamellen ab, sondern von der Kamille, einem Heilkraut.

Kannst du norddeutsch?

Die norddeutsche Form der Kamille heißt Kamelle. Das wissen aber nur die Norddeutschen und manchmal nicht mal mehr die. Im süddeutschen Raum kennt man diese Bezeichnung nicht und vermutet deshalb, dass die „ollen Kamellen“ ursprünglich Karamellen hießen und eben nicht mehr ganz frisch waren.

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Genau das ist auch der Ursprung der Redewendung. Sie handelte von Kamille, die ihre besten Tage schon hinter sich hatte und deshalb als Heilmittel unbrauchbar geworden war.

In der Heilkunde verwendete man die getrockneten Blütenköpfe. Sie enthalten ätherische Öle, die mit der Zeit jedoch „verduften“. Bewahrte man sie zu lange auf, war die Heilkraft futsch, der schöne Duft dahin und die Kamillenköpfe waren nur noch – genau – olle Kamellen. Schade drum! Falls ihr also mal auf die Idee kommt, Kamilleblüten zu sammeln, um in den Genuss ihrer Heilkräfte zu kommen, verarbeitet sie besser zügig. Lange lagern bringt nichts.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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