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Sind Schafe im Regen schwerer?

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Foto: pixabay.com

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Vor einiger Zeit im Auto. Es regnet. Rechts und links nichts als Wiesen und Schafe. An der Raststätte will keiner so richtig aus dem Auto steigen, denn da wird man ja nass. Gut, dass ich kein Schaf bin, denke ich, wenigstens habe ich ein Dach. “Sind eigentlich Schafe im Regen schwerer?”, fragt der Mann auf dem Fahrersitz. Er kennt sich aus mit Katastrophen und weiß zum Beispiel, dass man im Fall einer Überschwemmung auch Stall-Enten retten muss. Die können nämlich häufig nicht schwimmen. Auch Schafe muss man dann retten, wegen der Kälte und dem Wasser und so. Doch wie ist es im normalen Regen? Saugt sich die Wolle der Schafe da nicht mit Wasser voll? Dann wären die Schafe ja bei Regen schwerer.

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Dröseln wir das doch mal zusammen auf. Zunächst mal, ist ein Schaf ja nicht völlig ohne Regenschutz. Die Drüsen seiner Haut sondern einen fettigen Stoff ab, der die Wolle wasserabweisend macht: das Lanolin oder Wollfett. Wenn ihr mal eine Handcreme seht, auf der “Lanolin” steht, wisst ihr jetzt, wo der Stoff herkommt.

Wenn man es genau nimmt, könnte man also auch ein Schaf kraulen, statt sich die Hände einzucremen. Die Wirkung ist ähnlich. Steht ein Schaf im Regen, perlt eine ganze Menge Wasser einfach ab. Bis auf die Haut kommt es durch die dicke Wolle auch nicht, was günstig ist, denn sonst würde das Schaf ja frieren.

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Dank Wolle und Lanolin können Schafe also auch mal im Dreck oder auf nassem Boden liegen, ohne Schaden zu nehmen. Sie sehen dann hinterher ein bisschen ramponiert aus, aber dafür ist die Wolle ja auch da. Ein leichter Regen schadet ihnen nicht und auch ein Gewitter übersteht ein Schaf ganz gut – auch wenn es sich vielleicht lieber unterstellen würde.

Doch wie ist es mit richtig viel Wasser? Könne Schafe schwimmen? Und falls ja, wenn die Schafe dann schwimmen… saugt sich dann die Wolle nicht mit Wasser voll? Ja. Das tut sie.

 

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Schafe können zwar schwimmen, aber sie sind wirklich wasserscheu und das aus gutem Grund. Ihre Wolle saugt sich voll und zieht das Tier beim Schwimmen nach unten. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit empfiehlt deshalb, Wassergräben mit Böschungen, die an eine Schafweide grenzen, einzuzäunen. Die Tiere könnten sonst auf den steilen, weichen Rändern das Gleichgewicht verlieren und hineinfallen. Das Gewicht der nassen Wolle würde dann verhindern, dass die Schafe die Böschung hochklettern und sich befreien. Gefährlich wäre dann nicht das Wasser, sondern die Unterkühlung und Erschöpfung.

Zum Glück sind Schafe aber, entgegen allgemeiner Ansicht, nicht doof und passen meistens gut auf. Und um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen (Sind Schafe im Regen schwerer? Nicht: Können Schafe schwimmen?)… ich behaupte: nein. Zumindest glaube ich nicht, dass Schafe im Regen so deutlich schwerer sind, dass es ihnen schadet. Liest hier vielleicht ein(e) Schäfer(in) mit? Wie ist das so mit euren Schafen? Hebt ihr die nach dem Regen manchmal hoch?

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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