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Trinken Fledermäuse wirklich Blut?

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Foto: pixabay.com

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Morgen ist Halloween und damit Gruselzeit. Dann geistern wieder viele Vampire und Fledermäuse durch die dunklen Straßen und üben sich darin, Angst und Schrecken zu verbreiten. Dass Vampire gruselig sind, kann ich nachvollziehen, schließlich will ich auch nicht ausgesaugt, blutleer und untot mein Leben (oder wie immer man den Zustand dann nennt) verbringen. Aber Fledermäuse als Gruseltiere? Na klar, denken sich da viele. Die trinken doch auch Blut! Was ist dran an dieser Behauptung?

Die drei Vampire

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Geschichten, dass sich Fledermäuse auf ihr Opfer stürzen und deren Blut trinken, halten sich hartnäckig. Dabei gibt es unter den 26 Fledermausfamilien nur eine einzige, die sich auf das Blutsaugen spezialisiert hat. Der wissenschaftliche Name lautet Desmodontidae, oder auch Desmodidae. Diese schließt alle drei existierenden Vampirgattungen ein: den Kammzahnvampir (auch Kleiner Blutsauger) mit 26 Zähnen, den Weißflügelvampir mit 22 Zähnen und die Gemeine Vampirfledermaus mit 20 Zähnen. Alle drei leben in Süd- und Mittelamerika. Insgesamt gibt es jedoch 150 verschiedene Gattungen und bis zu 700 Arten von Fledermäusen. Blut schlürfen ist unter den Fledermäusen demzufolge ein eher seltenes Ernährungsphänomen, die meisten anderen bevorzugen eindeutig Insekten als Nahrung.

Prost Mahlzeit!

Vampirfledermäuse kreisen zuerst in kleinen Gruppen über ihrem Wirtstier. Haben sie eine geeignete Bissstelle gefunden, landen sie sehr vorsichtig, um nicht bemerkt und abgeschüttelt zu werden. An der Bissstelle wird zuerst die Haut beleckt und schließlich ein Stück weit in den Mund gesogen. Erst dann erfolgt der Biss. Meist merkt der Wirt davon nichts und der kleine Blutsauger kann sich ungestört ans Werk machen. Mehr als die Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes kann die kleine Fledermaus auflecken und die Mahlzeit kann bis zu einer Stunde dauern. Selbst bei stark blutenden Wunden benötigt sie noch zehn Minuten für die Nahrungsaufnahme. Spätestens nach 3 Tagen braucht sie frisches Blut.“ (Auszug aus: Karolin Küntzel, Warum die Dinge sind wie sie sind, Compact Verlag 2010)

Einheimische Fledermäuse

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Die bei uns heimischen 25 Fledermausarten ernähren sich von Insekten und haben keinerlei Interesse an menschlichen Halsschlagadern und dicht unter der Haut liegenden Venen. Dass sie einigen Menschen trotzdem nicht geheuer sind, kann damit zu tun haben, dass sie ausschließlich nachts unterwegs sind und sich sehr schnell bewegen. Abrupte Richtungswechsel können verunsichern (Johanna hatte in Gruseltiere an Halloween davon berichtet) und dichtes Überfliegen zu reflexhaften Ausweichmanövern führen – wohlgemerkt beim Menschen, nicht beim Tier.

Ich finde nichts an ihnen gruselig. Im Gegenteil: Im Sommer sitze ich gerne spät abends auf der Terrasse, schaue ihnen bei ihren waghalsigen Manövern zu und freue mich daran, dass sie die mir lästigen Insekten wegschnappen. Zu Halloween sieht das ganz anders aus. Da beschleicht mich jedes Mal ein ungutes Gefühl und ich grusel mich tatsächlich. Nicht vor den Fledermäusen, wohl aber davor, dass die bereitgehaltene Naschi-Schüssel bereits leer ist und immer noch Vampir-Fledermaus-Hexen-Alien-Kinder an der Tür läuten. Eine schauderhafte Vorstellung!

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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