Was haben Wanderfalke, Kabeljau, Haushuhn und Rattenfloh gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Und auf den Zweiten? Folgt man dem Journalisten, Soziologen und Autor Eric Chaline, gibt es eine Gemeinsamkeit und die sind wir, die Menschen. Seit Jahrtausenden sind Menschen und Tiere miteinander verbunden – allerdings nicht immer zum Wohl des Tieres. Sie boten Nahrung und Kleidung, waren Lastenträger und Wirtschaftsfaktor. Sie zogen mit dem Menschen in den Krieg, dienten in Laboren als „Versuchskaninchen“ und wurden, wenn es ganz schlecht für sie lief, sogar ausgerottet. Gründe genug, 50 von ihnen ein Buch zu widmen.
Weltveränderer
Ich mag schöne Bücher und schön gemachte Bücher. Als ich im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse unterwegs war, entdeckte ich am Stand vom Haupt Verlag eines, das ich am liebsten auf der Stelle gelesen hätte. Können Tiere die Welt tatsächlich verändern beziehungsweise haben sie das bereits?, fragte ich mich schon beim ersten Durchblättern. Übertreibt der Autor da nicht ein bisschen? Keineswegs, denn hinter dem vollmundigen Titel verbirgt sich ein wunderbares, schön gestaltetes Buch mit viel Substanz. Kleine Tiere wie die Malariamücken, die jedes Jahr fast eine Million Menschen dahinraffen, haben darin ebenso Platz wie das Dromedar, ohne das die menschliche Existenz in lebensfeindlicher Umgebung nicht denkbar wäre.
Ohne Bienen fände keine Bestäubung von Nutzpflanzen statt und ohne Regenwurm wären unsere Äcker viel weniger fruchtbar. Fehlte der Wolf im Märchen und der Truthahn an Thanksgiving wäre der Verlust ebenfalls spürbar. Verzichten würde man dagegen gerne auf die Menschenlaus, selbst wenn sich ihr Auftreten heutzutage nur auf ein lästiges Kopfjucken beschränkt und nicht mehr mit tödlichen Epidemien einhergeht. Die Perlmuschel schaffte es durch ihre Perlen dagegen in viele bedeutende Gemälde wie das von Jan Vermeer (1632–1675), mit dem Titel Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Gleiches gilt für den Amerikanischen Bison, den Inbegriff des Wilden Westens, Star vieler Jagdszenen in der Prärie.
Das Buch beschreibt sehr anschaulich, welchen Einfluss die Tierarten auf unsere Zivilisation hatten, welche Rolle sie in Naturwissenschaft und Forschung spielten und wie sie Eingang in Kunst und Kultur fanden. So finden an dem reich bebilderten Band sicher nicht nur Naturfreunde Gefallen, sondern auch kulturell und historisch interessierte Menschen. Falls ihr also noch ein Geschenk sucht, lege ich euch dieses Buch ans Herz. Es ist eine Freude, darin zu blättern und zu lesen.
Eric Chaline: 50 Tiere, die unsere Welt veränderten
Haupt Verlag, 224 Seiten, über 150 Abbildungen, Halbleinen gebunden, Übersetzt von Monika Niehaus und Coralie Wink, ISBN: 978-3-258-07855-7, € 29,90
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