Johanna mag sie nicht, meine Tochter auch nicht und damit befinden sich die beiden in guter Gesellschaft, denn viele Menschen greifen lieber zu den kernlosen Clementinen und Trauben, als zu den „kernigen“ Obstsorten. Aber sind die Kerne nicht wichtig für die Fortpflanzung? Wie vermehren sich kernlose Obstsorten? Dieser Frage gehe ich heute nach.
Eine wie die andere
Von alleine können sich kernlose Obstsorten nicht mehr vermehren. Sie brauchen menschliche „Nachhilfe“. Nehmen wir einmal die Trauben als Beispiel.
Von einer Rebe mit kernlosen Trauben schneidet der Winzer oder der Züchter einen verholzten Trieb ab. Dieser wird auf einen anderen Wurzelstock einer anderen Rebe gesetzt und mit ihm verbunden. Er wird aufgepfropft, sagt man. Die Verbindungsstelle wird mit Baumwachs luftdicht abgeschlossen. Der Trieb der kernlosen Pflanze wächst dort an und die Früchte, die sich später bilden, sind dann ebenfalls kernlos. Sie sind eine Kopie, ein Klon, der ursprünglichen Pflanze und haben dadurch dieselben erwünschten Eigenschaften der Ursprungspflanze wie den fehlenden Kern.
Mal sehen, was kommt
Pflanzen, die sich ohne menschliches Zutun über Kerne vermehren, verändern mit der Zeit ihre Eigenschaften. Das liegt an der Fremdbestäubung durch Vögel oder Insekten.
Welche Pollen sie auf die Blüte aufbringen, ist ebenso ungewiss wie die Eigenschaften, der aus diesen Kernen einmal entstehenden Pflanze. Überraschung! Und die schätzen Züchter meistens nicht. Und auch der Verbraucher erwartet bei kernlosen Sorten Früchte ohne störenden Samen.
Mich stören die Kerne nicht immer, denn sie lassen sich wunderbar verwenden, um eigene Pflanzen daraus zu ziehen. Das gilt für die Avocado ebenso wie für die Zitrone. Falls ihr also mal einen Kern in der Traube oder in der Melone findet, freut euch, pflanzt ihn ein und lasst euch überraschen, was daraus erwächst.
Autorin: Karolin Küntzel
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