Es ist wieder soweit: beim Wald- und Feldspaziergang kann es einem passieren, dass man über ein Rehkitz stolpert. Dass man die “verlassenen” Tiere strickt ignorieren soll, hat ja der eine oder andere schon gehört. (Im Ernst: Finger weg! Die Mutter ist in der Nähe!) Auch, dass der Kontakt zu Menschen den Geruch des kleinen Rehs verändert und sich die Mutter bei Störungen nicht mehr in die Nähe traut – schon gehört. Doch wonach riecht eigentlich ein junges, nicht-angefasstes Rehkitz?
Zunächst einmal…nach gar nichts. Sehr junge Rehkitze haben keinen Eigengeruch. Das macht Sinn, denn so können sie still im hohen Gras liegen und sich auf die Tarnung ihres Fleckenfells verlassen. Ein Fuchs, der in der Nähe entlangstreift, wird das Kleine nicht riechen. Sehen natürlich auch nicht, denn wenn ein Feind auftaucht, fallen die Kitze in eine Art Schockstarre und rühren sich nicht mehr.
Das gilt auch für “Besuche” von Menschen. Kommen wir in die Nähe, hält das Kitz still und hofft, dass wir vorbei gehen. Also macht das bitte auch! Die Mutter kommt alle paar Stunden zum Säugen vorbei und die wollen wir ja nicht abschrecken, oder? Landwirte, die vor einer Ernte ihr Feld absuchen, umgehen das Problem häufig sehr geschickt. Finden sie ein verstecktes Reh, reißen sie einfach ein dickes Polster aus langen Grashalmen ab und tragen die Kitze damit an den Feldrand. So kann der Mähdrescher übers Feld fahren und die Rehmutter findet ihr Kitz anschließend unverletzt und ohne Menschengeruch wieder.
Und wonach riecht ein etwas älteres Rehkitz? Das riecht leider ein bisschen wie eine öffentliche Toilette, könnte ich mir vorstellen, denn die Jungtiere gehen im Liegen aufs Klo. Dabei pinkeln sie sich an und das merkt man dann später. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, lecken sie sich nach einer Milchmahlzeit auch noch übers Fell und verteilen dabei unabsichtlich ein wenig Milch darin. Dort gerinnt sie und das Kitz riecht nicht nur nach Urin, sondern auch nach saurer Milch.
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