Ein Obst mit Q? Bei Stadt-Land-Fluss könnte man mit der gelben Frucht prächtig punkten, wenn man denn auf sie käme. Quitten (Cydonia oblonga) zu kennen ist nicht mehr selbstverständlich, dabei ist die Frucht eine Kulturpflanze mit langer Tradition.
Vor mehr als 4000 Jahren baute man sie bereits im Kaukasus an. Die Griechen kannten sie – ebenso die Römer. In Mitteleuropa wurde sie seit dem 9. Jahrhundert kultiviert, häufig in Gebieten, die auch für den Weinanbau geeignet waren. Warme und sonnige Standorte sind ideal für die Frucht, die es weltweit auf 200 Sorten bringt. Bei uns sind in der Regel lediglich Apfel- oder Birnenquitten erhältlich. Die mangelnde Vielfalt spricht für sich. Aus vielen Gärten ist die Quitte inzwischen verschwunden. Ihre Zubereitung gilt als zu aufwändig, denn roh sind die bei uns erhältlichen Sorten nicht genießbar. Die Schale ist hart, der Flaum muss abgerieben werden und die Frucht schmeckt ungekocht bitter. Gründe, die Quittenliebhaber nicht gelten lassen, denn das Obst lässt sich erstaunlich vielfältig zubereiten und duftet herrlich. Gelee, Likör, Kompott und Chutney zählen zu den Klassikern der Quittenverarbeitung.
Die Bewahrer der Quitten
Einer, der Quitten liebt, hat an der Mainschleife ein fränkisches Rekultivierungsprojekt ins Leben gerufen. Ziel ist es, die alten Quittenbäume der Region zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde u.a. eine Kooperative gegründet, die Quitten ankauft und weiterverarbeitet. Aus ihnen entstehen Säfte, Brände, Wein und Marmelade, aber auch Quittensenf und -essig. Neben der Bestandssicherung werden in der zum Betrieb gehörenden Baumschule inzwischen mehr als 50 verschiedene Sorten Quitten vermehrt und zum Kauf angeboten. Bäume und Quittenprodukte gibt es unter www.mustea.de.
Quitten erwandern
Um anderen seine Lieblingsfrucht näherzubringen, baute der Initiator des Rekultivierungsprojektes den Astheimer Quittenlehrpfad auf. Auf einer Länge von vier Kilometern geht es in dem Landschaftsschutzgebiet an der Mainschleife unter und zwischen alten Quittenbäumen hindurch. Führungen werden von der Blüte bis zur Erntezeit der Bäume angeboten, man kann sich aber auch alleine auf den Pfad begeben. Insgesamt zwölf Tafeln informieren den Besucher auf dem Weg u.a. über das Projekt, die Sorten und die Zubereitung. Neu gewonnene Erkenntnisse darf man mitnehmen, die Quitten bitte nicht.
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