Vor wenigen Wochen verkündeten es die Nachrichtensprecher und Zeitungsredaktionen: Die Ozonschicht scheint sich auf dem Weg der Besserung zu befinden. Laut einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) könnten die Ozonwerte bis Mitte des Jahrhunderts auf das Niveau der 1980er-Jahre absinken. Der „Zerstörer“ der Ozonschicht, Thomas Midgley, erlebt das allerdings nicht mehr. Er starb 1944 durch eine seiner eigenen Erfindungen.
Die „bleierne“ Zeit
Thomas Midgley (1889–1944) arbeitete ab 1916 für den Automobilhersteller General Motors in Detroit. Als Maschinenbauingenieur sollte er eine Methode entwickeln, die störenden Klopfgeräusche im Motor zu unterbinden. Für den besessenen Tüftler und Erfinder war das kein Problem. Mithilfe von Blei, das er dem Benzin zugab, löste er die Aufgabe. Das war umso bedenklicher, als zu diesem Zeitpunkt längst bekannt war, dass Blei gesundheitsschädlich ist. Midgley selbst hatte sich bei einer Demonstration, die die Unschädlichkeit des Bleis beweisen sollte, mit dem Stoff vergiftet, und brauchte Monate, um sich davon zu erholen. Der Verkauf des verbleiten Benzins wurde in den USA in den 1920er-Jahren kurzfristig gestoppt. 50 Jahre später unternahm die Umweltschutzbehörde der USA den Versuch, Tetraethylblei zu verbieten. In der EU ist der Verlauf des bleihaltigen Kraftstoffes seit 2000 untersagt. Die Folgen der durch Midgley verursachten Umweltverschmutzung sind auch heute nur teilweise getilgt, denn im Boden lassen sich immer noch höhere Bleikonzentrationen nachweisen.
Sauerei Nummer zwei
Dass Midgley als der größte Umweltverschmutzer aller Zeiten in die Geschichte einging, verdankt er seiner zweiten Erfindung, dem FCKW. Das farblose und geruchlose Gas ersetzte die bis dahin in Kühlschränken verwendeten toxischen und explosiven Gase. Die Erfindung der Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (1930) wurde gefeiert und das Gas bald darauf auch als Treibgas in Spraydosen und zur Herstellung von Schaumstoffen eingesetzt. Auch bei dieser Erfindung schreckte er vor dem Selbstversuch nicht zurück. Öffentlich atmete er die Gase ein und in Richtung einer brennenden Kerze wieder aus, um zu beweisen, dass sie sich nicht entzündet. Welchen Sprengstoff seine Erfindung trotzdem barg, erfuhr Midgley nie.
Von Kühlschrank bis Ozonloch
Was die Kühlschrankindustrie revolutionierte, entwickelte sich zur globalen Katastrophe. Erste Warnungen vor dem Einsatz von FCKW gab es 1974. Die US-Wissenschaftler Molina und Rowland wiesen schon damals auf die zerstörerische Wirkung des Stoffes in Bezug auf die Ozonschicht hin. Elf Jahre später wurde das Ozonloch entdeckt. Dessen Erforschung verdiente 1995 den Nobelpreis für Chemie. Geehrt wurden die Chemiker Paul Crutzen, Mario Molina und F. Sherwood Rowland. Zu diesem Zeitpunkt war bereits beschlossen, die Produktion und die Verwendung von FCKW zu verbieten.
Tödliche Erfindung
Und Midgley? Er erkrankte 1940 an Kinderlähmung, konnte vom Erfinden aber trotzdem nicht lassen. Um den Weg vom Bett in den Rollstuhl selbst zu bewältigen, konstruierte er ein System aus Seilen und Umlenkrollen, in denen er sich 1944 derart verhedderte, dass er sich selbst strangulierte.
- Plastik in der Arktis - 2. Februar 2024
- Vergissmeinnicht #205 - 30. Januar 2024
- Was ist eine Fossa? - 8. Dezember 2023
24. September 2014 um 14:24
Danke für diese Informationen. Das war mir alles unbekannt!
Ich lese euren Blog sehr gerne 🙂
Liebe Grüße
Barbara
24. September 2014 um 18:24
Liebe Barbara,
erst gestern wurde im Fernsehen über die Ozonschicht und FCKW berichtet. Leider wurde Midgley dabei gar nicht erwähnt. Mein Fazit: Fernsehen bildet – unser Blog bildet mehr.
Liebe Grüße
Karolin Küntzel
25. September 2014 um 11:00
Das stimmt, liebe Karolin!!!!
Liebe Grüße
Barbara