Es gibt zu dieser Jahreszeit Gegenden in Deutschland, da ist man allein auf weiter Flur mit Tonnen von reifem Obst. Was macht man dann? Verstohlen umschauen und heimlich naschen? Jemanden fragen oder gleich verzichten? Alles nicht nötig!
Futtern und freuen
Meine weite Flur fand ich Ende August im Lassaner Winkel. Die sanft gewellte Landschaft befindet sich vis-a-vis von Usedom. Auf dem Weg von Pulow nach Lassan durchradelte ich mehrere Obstbaumalleen. Dort wachsen in rauen Mengen Pflaumen, Mirabellen und Traubenkirschen. Und das Beste daran: Niemand erhebt Anspruch darauf. Das Obst ist quasi herrenlos und kann von jedem Mann und jeder Frau aufgelesen und geerntet werden. Schade nur, dass ich ohne entsprechende Behältnisse unterwegs war und nur von der Hand in den Mund leben konnte. Lecker war’s.
Faule Früchtchen – fidele Vögel
Was nicht geerntet wird, fällt zu Boden und verströmt wenig später einen schweren Mostgeruch. „So eine Verschwendung“, könnte man jetzt denken. Oder auch: „Schade um das schöne Obst.“ Könnte man denken, muss man aber nicht. Denn das Obst steht nicht nur Menschen, sondern auch zahlreichen Tieren frei zur Verfügung. Obstbaumalleen, ebenso wie Streuobstwiesen, sind ein wichtiger Lebensraum für Vögel, kleine Säugetiere und zahlreiche Käferarten, von denen einige vom Aussterben bedroht sind.
Vielfalt erhalten
Noch etwas ist bemerkenswert an diesen Obstalleen. Oft stehen dort Bäume von Sorten, die man woanders vergebens sucht. Sorten, die aus den Gärten verschwunden sind und nicht mehr kommerziell angebaut werden, weil sie zu klein, zu anfällig für Krankheiten oder nicht ertragreich genug sind. Ein Grund mehr, mal zu kosten und sich geschmacklich vielleicht überraschen zu lassen.
Mundraub mit System
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und den Mund auch mal vollnehmen möchte, muss nicht bis Lassan fahren. Unter www.mundraub.org findet ihr eine interaktive Karte, auf der ihr nachschauen könnt, wo in eurer Region Obstbäume, Beerensträucher und Kräuterfelder nur darauf warten, geerntet zu werden. Kennt ihr selbst eine tolle Fundstelle, tragt sie dort ein und verhelft anderen damit zur ihrer Portion Gratis-Obst. Wenn das mal keine schöne Idee ist.
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