Wie kleine Konsolen haften Zunderschwämme am Baumstamm. An stehenden Bäumen sind sie immer waagerecht ausgerichtet, an liegenden Stämmen findet man aber auch senkrecht gewachsene Pilze. Wie kommt das?
Der Grund dafür ist die veränderte Ausrichtung des Baumstammes. Waagerecht gewachsene Zunderschwämme haben sich gebildet, als der Baum noch stand, senkrecht gewachsene erst, als er bereits gefällt oder umgestürzt war. So kommt das scheinbare Durcheinander zustande. Die Röhrenpilze haben nämlich immer das Bestreben, ihre Röhren, in denen die Sporen heranwachsen, vor Regen zu schützen. Deshalb befinden sie sich an der geschützten Unterseite des Pilzes. Ändert sich die Lage des Stammes, richten sich neue Zunderschwämme anders aus, als bereits vorhandene.
Zunderschwämme sind Schmarotzer. Sie ernähren sich von dem Stamm, an dem sie wachsen. Ihr Myzel dringt durch die Rinde in den Baum ein und zieht Nährstoffe heraus. Selbst wenn der Baum längst abgestorben ist, ernährt sich der Pilz weiter von ihm und vermehrt sich dort. Ihren Namen verdanken die Schmarotzer ihrer Einsatzmöglichkeit als Zunder, die seit der Jungsteinzeit bekannt ist. Der Pilz wurde später aber auch zur Herstellung von Filzhüten oder als Wundauflage bei Verletzungen benutzt.
Damit man den Pilz zum Feueranzünden benutzen kann, muss er bearbeitet werden. Das erfordert etwas Kraft, denn die Schwämme haften sehr fest am Stamm und haben eine enorm harte Schale. Unter ihr befindet sich die dünne Tramaschicht, die sich filzig bzw. ledrig anfühlt. Sie wird zu Zunder verarbeitet, indem man sie in dünnen Scheiben schneidet und nitriert. Früher benutzte man dafür Urin, heute wird Salpeter (Kaliumnitrat) verwendet. Die Pilzscheiben einweichen, anschließend weichklopfen und trocken – dann brennen die Fasern später wie Zunder.
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