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Sprichwörter: Die Sau rauslassen

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Foto: pixabay.com

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Letzte Woche war ich mit dem Kind in Vorpommern zwecks Recherche unterwegs. Zwischen Greifswald und Stralsund machten wir im Naturerlebnispark Gristow Halt. Dort fiel mir das Sprichwort mit der rausgelassenen Sau ein. Und das kam so:

Die Flatter machen

Foto: K. Küntzel

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In Gristow gibt es Ziegen im Streichelgehege. Dort sahen wir zu, wie eine Gruppe Kinder erfolglos versuchte, ein Jungtier einzufangen. Um den Hügel herum, der sich im Gehege befand, über den Hügel, mal mit Haken schlagen nach links, mal nach rechts. Sieger blieben immer die Ziege und ihr Zicklein. Das war schon lustig. Nach einer Weile wanderten das Kind und ich weiter über das Gelände und kamen zu einer dicken Sau und ihren Ferkeln, die im Modder wühlten. Und ehe wir überhaupt wussten, wie uns geschah, steckten die kleinen Schweine ihre Schnauzen durch den Maschendraht und büxten schließlich ganz aus. Habt ihr schon einmal gesehen, wie Schweineohren fliegen, wenn die Tiere rennen? Acht Ohren flatterten fröhlich im Wind, als die Ferkelchen übermütig den Weg entlangstürmten.

Schweine-Wissen im Dialog

Foto: K. Küntzel

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Das Kind: „Hilfe, die Schweine sind los!“

Ich: „Fang sie doch wieder ein.“

Das Kind: „Bist du verrückt. Schweine sind Allesfresser!“

Bevor die Schweine mein Kind fraßen, holte ich lieber Unterstützung. Die fand ich am Ziegengehege. Die glücklosen Zickleinfänger-Kinder waren begeistert vom Schweineausbruch und stürmten sofort in Richtung ihres neuen Jagdreviers los. „Schweinealarm!“, jubelten sie. Der Rest ist schnell erzählt. Mehrere Kinder stolperten mit und über Schweinchen vor dem Gehege herum, Ohren flogen, Schnauzen quiekten und ich kam mir inmitten dieses Spektakels vor wie in eine Astrid-Lindgrensche-Kindheit versetzt. Die Ferkelchen flitzten schließlich von alleine zurück zur Sau, die Kinder klatschten zufrieden wie Bauarbeiter in die Hände und sahen inzwischen auch so aus.

Zurück zur Sau

Foto: pixabay.com

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Das Kind und ich setzten unseren Weg fort, und als die Schweinchen kurz darauf erneut „die Sau rausließen“, ähh – zurückließen und ausbrachen, nahmen wir es bereits mit Gelassenheit. Im Gegensatz zu den ferkeligen Rackern, die bei mir einen überaus positiven Eindruck hinterließen, ist das Sprichwort mit der losgelassenen Sau eher negativ besetzt. Menschen, die die Sau rauslassen, also wild und lautstark feiern und sich womöglich dabei noch hemmungslos betrinken, sind nicht jedermanns Fall. Im Mittelalter war das vermutlich anders und die Redewendung positiv besetzt. Dort wurde die Sau rausgelassen und der dann leere Stall gefegt, wenn man viele Gäste erwartete und ein großes Fest feierte. Warum im Stall? Weil er in der Regel der größte Raum des Hauses war.

Eine andere Deutung geht auf ein Kartenspiel zurück, bei dem es eine hohe Spielkarte, die sogenannte „Saukarte“ gab, die man ausspielen konnte. Es wird auch behauptet, dass sich Studenten früher gerne einen Spaß machten und auf dem nächtlichen Heimweg die Ställe öffneten und die Tiere freiließen. Der Bauer hatte dann das Nachsehen oder besser gesagt das Hinterherlaufen und musste sein Vieh mühsam wieder einfangen. Und das kann dauern, wie ich jetzt weiß.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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