Hallimasch & Mollymauk

Natur und so

Totenkopfaffen und der Niedlichkeitsstempel

| Keine Kommentare

Foto: pixabay.com

Ich wette, ihr habt schon mal einen Totenkopfaffen gesehen. Noch schlimmer: Ich wette, ihr habt schon mal einen im Film oder bei Pippi Langstrumpf oder in irgendeinem TikTok-Post gesehen. Ja? Und wurde euch der Affe da als niiiiedlich verkauft? Dann willkommen im Club. Spätestens seit Pippi Langstrumpf mit ihrem Affen auf der Schulter herumlief, wusste jeder was ein Totenkopfaffe ist. Ganze Generationen von Kindern wollten plötzlich einen Affen zu Hause haben. Und ganze Generationen von Eltern waren sicher insgeheim froh, dass man den nicht einfach so kaufen konnte. Zum Glück, denn Totenkopfaffen haben zwar einen Stempel, sind aber in Wirklichkeit nicht nur niedlich.

Foto: pixabay.com

Es liegt am Gesicht. Die weiße Gesichtsmaske, das dunkle Maul und die spitzen Ohren, lassen den Totenkopfaffen einfach hübsch aussehen. Und viel tiefer geht die Kenntnis bei den meisten Leuten auch  nicht. Was ok ist – ich finde ja auch bestimmte Fische “voll süß” und habe keine Ahnung, wo man die in der freien Natur suchen müsste. Aber zum Totenkopfaffen würde ich gerne mal ein paar Fakten in die Runde werfen. Denn die sind manchmal echt überraschend.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass Totenkopfaffen aus Südamerika stammen und in Gruppen durch tropische Wälder bewegen? Dabei sind sie so flink, dass sie mit Eichhörnchen verglichen werden. Ihr englischer Name lautet deshalb auch “squirrel monkey”. Wer sich in Bäumen mit dichten Kronen bewegt, muss lernen, sich akustisch zu verständigen. Denn häufig sieht man die anderen Tiere zwischen all den Blättern gar nicht. Kontaktrufe erleichtern es den Affen, den Anschluss zu behalten. Von Vorteil ist es, dass eine Totenkopfaffengruppe ziemlich groß werden kann. Ganz leise ist es dann also nie.

Foto: pixabax.com

Ziemlich spannend fand ich die Struktur dieser Gruppen. Jemand, der sich mit Totenhopfaffen auskennt, hat mir mal erzählt, dass jede Gruppe von Weibchen angeführt wird. Affenmännchen, die neu dazukommen, haben es anfangs häufig sehr schwer. Sie beziehen regelrecht Prügel von so ungefähr jedem Weibchen in der Gruppe. Manchmal werden sie irgendwann akzeptiert – manchmal aber auch nicht. “Niedlich” ist das also nicht gerade. Hinzu kommt, dass sich Totenkofaffen, genau wie ihre Verwandten, die Kapuzineraffen, zwar von Früchten ernähren, aber eben auch von Insekten und kleinen Wirbeltieren. Und wer mal einen Affen gesehen hat, der sich rohe Fleischportionen zurechtreißt, kann irgendwie nie wieder zurück in den Niedlichkeitsnebel.

Und für alle, die früher Pippi Langstrumpf gelesen haben und danach die ganz alten Filme geschaut haben, (also für so “alte” Leute wie mich) kommt hier noch eine Einodnung der ganz anderen Art. Hättet ihr es gewusst: Der Affe im Film ist ein Totenkopfaffe. Aber im Buch hatte Pippi eine Meerkatze.

 

Print Friendly, PDF & Email
Letzte Artikel von Johanna Prinz (Alle anzeigen)

Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.



*