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Natur und so

Vom Übel des Kunstschnees

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Foto: pixabay.com

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Einige Bundesländer haben zur Zeit Ferien. Viele Familien nutzen deshalb die Gelegenheit, mit den Kindern in den Skiurlaub zu fahren. Ob das Gebiet schneesicher ist, spielt bei der Wahl des Ortes häufig eine untergeordnete Rolle. Schließlich gibt es Schneekanonen. Für den einen ein Glück, für die anderen ein Irrsinn.

Berge möblieren

Im Herbst gehen wir gerne wandern und reisen in die Berge. Dann steigen wir rauf oder runter, entdecken die Freuden der Brotzeit und immer mehr Schneekanonen, die auf den grünen Almen seltsam deplatziert wirken. Räumt die niemand weg? Nö! Braucht man eh bald wieder und ist viel zu aufwändig.

Foto: K. Küntzel

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Nun macht eine Schneekanone alleine noch keinen Schnee, dafür werden außerdem noch Wasserleitungen und -anschlüsse und ein See benötigt. Vielerorts sind die Abfahrtshänge inzwischen regelrecht möbliert, ein Anblick, der zunehmend mehr Sommerurlauber stört.

Ein See für die Kanone

Schneekanonen funktionieren nach folgendem Prinzip: Wasser wird fein zerstäubt, bei Minusgraden mit Luft vermischt und aus dem Gerät geblasen. Fertig ist der Kunstschnee! Damit genügend Wasser zur Verfügung steht und nicht den ganzen Berg hinaufgepumpt werden muss, baut man Beschneiungsteiche. Davon gibt es in den Skigebieten inzwischen reichlich. Sie dienen als Wasserreservoir.

Foto: K. Küntzel

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Anders als bei einem natürlichen See kommt es bei ihnen darauf an, dass sie frei von Pflanze, Tier und Eis bleiben. Um das Zufrieren zu verhindern, wird das Wasser durch Einsprühen von Luft in Bewegung gehalten und beheizt (!) – ein sehr energieintensives Verfahren.

Nach Kunstschnee kommt kaputt

Die Struktur von künstlichem Schnee unterscheidet sich stark von echten Flocken. Während Schneekristalle eine sechskantige Form haben und viel Raum für Luft lassen, besteht Kunstschnee aus kompakten runden Tröpfchen. Das hat einer Studie nach zur Folge, dass der Boden unter ihm weniger gut isoliert wird, tiefer durchfriert und Pflanzen absterben. Die höhere Dichte des Kunstschnees mindert zudem die Sauerstoffzufuhr und begünstigt die Erosion des Bodens. Frühblüher bleiben aus, weil der kompakte Schnee im Schnitt drei Wochen länger liegenbleibt als Naturschnee. Und dort, wo dem Beschneiungswasser Zusätze beigegeben werden, z.B. um bei höheren Temperaturen beschneien zu können, befürchten Umweltschützer eine weitere Verdrängung von Pflanzenarten und eine Störung des sensiblen Ökosystems.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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