Der so genannte „Schwarze Panther“ ist keine eigene Tierart, sondern kann bei zwei verschiedenen Arten auftreten: beim Leoparden und beim Jaguar. Ob ein Kätzchen mit den typischen Flecken oder mit schwarzem Fell geboren wird, hängt von seinen Genen ab. Doch die Vererbung der Farbe funktioniert bei den beiden Katzenarten völlig unterschiedlich. Wappnet euch, es wird…genetisch.
Jeder Leopard speichert – vereinfacht gesagt – zwei Informationen zur Fellfarbe in seinen Zellen. Pflanzt er sich fort, kann er in einer Ei- oder Samenzelle jedoch nur eine dieser Informationen weitergeben.
Zusammen mit dem genetischen Beitrag vom Partner werden es dann wieder zwei. Ein Kätzchen bekommt also eine Information zur Fellfarbe vom Vater und eine von der Mutter. Diese Informationen heißen Allele. (Wie das bei Pflanzen funktioniert, könnte ihr in unserem Blog-Artikel über die Mendelschen Regeln nachlesen.)
Beim Leoparden ist das Allel für die gefleckte Fellfarbe dominant und das Allel für Schwarzfärbung rezessiv, also untergeordnet. Ein Leoparden-Kätzchen kann auf verschiedene Weisen zu seinen Flecken kommen. Zunächst einmal dann, wenn beide Eltern die dominante Information für „Flecken“ vererben.
Aber natürlich auch, wenn ein Elternteil die Information „Flecken“ und das andere die Information „Schwarz“ vererbt. Das dominante Allel für die gefleckte Fellfarbe, wird sich immer durchsetzen. Von außen kann man einem gefleckten Leoparden allerdings nicht ansehen, welche der verschiedenen Allel-Kombinationen er in sich trägt.
Spannend wird es, wenn zufällig beide Leoparden-Eltern ein rezessives Gen für „Schwarz“ weitergeben. Dann ist kein dominantes Gen für die Fleckenfärbung vorhanden, die genetische Information für „Schwarz“ kann sich entfalten und ein „Schwarzer Panter“ wird geboren.
Beim Jaguar ist alles anders
Und jetzt, wo wir gerade glauben, wir hätten die Vererbung beim Schwarzen Panther verstanden, kommt die Natur und lacht sich ins Fäustchen. Denn beim Jaguar, der ja auch ein Schwarzer Panther sein kann, ist alles anders!
Beim Jaguar liegt die Information für „Schwarz“ auf einem dominanten Allel. Jaguare mit den typischen Flecken können also kein Allel für „schwarz“ in sich tragen, denn als dominantes Gen hätte es sich durchgesetzt. Im Gegenteil: ein Jaguar mit Fleckenfell trägt immer zwei rezessive (untergeordnete) Allele, jedes mit der Information „Flecken“. Schwarze Jaguare hingegen haben entweder zwei dominante Allele, die beide „Schwarz“ aussagen oder ein dominantes („Schwarz“) und ein rezessives („Flecken“).
Wenn sich Jaguare fortpflanzen, geben auch sie, nach dem Zufallsprinzip, nur ein Allel weiter. Gefleckte Jaguare, mit ihren beiden rezessiven Allelen, können immer nur ein Allel für „Flecken“ vererben. Die Nachkommen von zwei gefleckten Jaguaren sind also immer ebenfalls gefleckt. Schwarze Jaguare können theoretisch entweder ein dominantes „Schwarz“ oder ein rezessives „Flecken“ vererben – je nachdem, ob sie überhaupt rezessive Allele in sich tragen. Schwarze Jungtiere werden also nur dann geboren, wenn mindestens ein Elternteil schwarzes Fell hat und sein dominantes Allel für „Schwarz“ vererben kann. Verwirrend? Stimmt. Aber so ist die Natur eben manchmal.
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9. September 2022 um 14:48
Sehr geehrte Frau Prinz
Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen-äusserst spannend.
Nur eines bleibt mir unklar: Warum setz(t)en sich schwarze Jaguare nicht durch, wenn das schwarze Allel dominant ist?
Haben sie einfach mehr Allele für FLECKEN in den Zellen, so dass das dominante Allel SCHWARZ generell selten zum Zug kommt?
Mich (und meine Forscher-Schüler-Gruppe) nimmt das sehr wunder. Können Sie uns das erklären?
Herzliche Grüsse
Alexa Illi. Schweiz
17. September 2022 um 15:53
Eine sehr gute Frage! Es stimmt: Wenn das Allel dominant ist, müsste es doch eigentlich viel mehr schwarze Jaguare geben, oder? Dass solche Schwärzlinge beim Jaguar trotzdem so selten sind, liegt daran, dass nicht alle Jaguare ein Allel für “schwarz” in ihren Genen tragen. Dieses ist nämlich eine Mutation in einem bestimmten Gen und kommt vergleichsweise selten vor – kann also auch nur selten vererbt werden. (Und dann darf man ja auch nicht vergessen, dass sich nicht alle Tiere mit Mutation auch fortpflanzen. Einige finden vielleicht rein zufällig keinen Partner.)
Die schwarze Färbung ist also rein genetisch schon seltener als Flecken. Es scheint allerdings Populationen, also eine Gruppe von Tieren in einem bestimmten Gebiet, zu geben, in denen Schwärzlinge häufiger vorkommen. Der WWF hat mal darauf hingewiesen, dass beim Java-Jaguar (einer Unterart aus Südostasien) schwarze Tiere sehr häufig sind – angeblich bis zu 50%. Es wird vermutet, dass das mit dem eher dunklen Lebensraum (dichte Wälder) zusammenhängt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es auch einfach nur noch sehr wenige Tiere und die Gene werden nicht mehr so stark durchmischt.
Viele Grüße an die Forschungsgruppe mit den coolen Fragen!