Nach den Angebern im Tierreich, bin ich diesmal über Tiere gestolpert, die am anderen Ende des Spektrums sitzen: Tiere, die so gut getarnt sind, dass man wirklich zweimal hingucken muss, um sie zu erkennen. Im Rahmen einer Insekten-Ausstellung hatte ich das Glück, mal ganz nah ran zu kommen und die Tarnung einiger Krabbler und Flieger zu testen. Tatsächlich habe ich mich ein paar Mal täuschen lassen. Diese beiden Tiere haben mich besonders beeindruckt, weil sie aussehen wie Blätter.
Der Indische Blattschmetterling
Auf dem Ficus im Schmetterlingspavillon fiel er gar nicht auf, zwischen all den wunderschönen Weißen Baumnymphen. Ein Schmetterling, der nicht andauernd abhebt und durch den Raum schwebt, sondern einer, der still im Gestrüpp sitzt und so tut als gehöre er dazu. Und tatsächlich sieht der Indische Blattschmetterling genau aus, wie ein vertrocknetes Blatt.
Wenn seine Flügelränder schon ein wenig gelitten haben, ist der Eindruck sogar noch realistischer. Doch die Krönung ist die Längslinie von der vorderen zur hinteren Flügelspitze. Wenn der Blattschmetterling reden könnte, würde er schreien: „Ich bin ein Bla-hatt! Ich habe eine Blattader! Ich bin gar nicht da-ha!
Nur wenn der Indische Blattschmetterling seine Flügel aufklappt ist die ganze Tarnung dahin. Dann sind die gelb-blauen Flügel genauso auffällig wie die der anderen Schmetterlinge. Wenn er schlau ist, bleibt er also einfach hocken. Und er ist schlau! Denn manchmal kommt es vor, dass ihn doch ein Vogel im Regenwald entdeckt und sich auf ihn stürzt. Dann lässt sich der Blattschmetterling einfach zu Boden fallen und spielt die Blattnummer voll aus: Kein Mucks, keine Bewegung. So lange, bis der Vogel wieder wegfliegt.
Das Wandelnde Blatt
Der Inbegriff von Tarnung! Beim Wandelnden Blatt sind sogar die Beine platt und blattartig. Es gehört zu den Gespenstschrecken, lebt im tropischen Regenwald und ernährt sich von Pflanzen.
Schlauerweise sind Wandelnde Blätter nicht nur äußerlich dem Blatt sehr ähnlich. Sie benehmen sich auch so. Nähert sich ein Tier, dass auf keinen Fall merken soll, dass da ein leckeres Insekt sitzt, wippt das Wandelnde Blatt hin und her, genauso als wäre es ein Blatt im Wind.
Unglaublich, aber offenbar hat dieses Verhalten, dem Tier eine lange Evolution beschert. Fossile Wandelnde Blätter sind selten, aber in der Grube Messel ist mal eins aufgetaucht, das 47 Millionen Jahre alt war.
Wer ein lebendiges Tier sehen will, muss nach Südostasien fahren, oder sich jemanden suchen, der eines im Terrarium hält. Da gibt es nämlich einen echten Trend. Wer eins findet, sagt Bescheid, ja?
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29. Juli 2017 um 15:35
Wir haben “das wandelnde Blatt” in Marbella Spanien gesechen. Wir sind der Meinung, dass es sich um ein Jungtier handeln muss. Es viel von einem Baum.
Freundlich
René
29. Juli 2017 um 20:29
Danke für die schöne Beobachtungsgeschichte! Eigentlich komisch. Das Wandelnde Blatt gehört dort geografisch eigentlich gar nicht hin. Aber man weiß ja nie, wie sowas kommt…
Viele Grüße
Johanna
30. Juli 2017 um 1:00
Hast du das Bild gesehen? Oder wie kann ich dir das Bild zustellen?
30. Juli 2017 um 10:28
Nein, Bilder kommen leider in den Kommentaren nicht mit.
Viele Grüße
Johanna
31. Januar 2018 um 14:27
Hallo, wir haben das wandelnde Blatt heute am White Sand Beach auf Koh Chang in Thailand gesehen. Faszinierende Tarnung! Wir mussten das Tier erstmal googlen.
Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Viele Grüße
Martin