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Natur und so

Warum Dohlen ihr Futter teilen

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Foto: pixabay.com

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Manchmal stolpere ich über einen wissenschaftlichen Artikel, in dem eine Frage aufgeworfen wird, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. So auch neulich. Habt ihr gewusst, dass Dohlen ihr Futter teilen? Ich wusste das nicht. Und genau wie die Forschungsgruppe, wollte ich wissen: Warum machen sie das? Sind die anderen Dohlen dann netter zu ihnen?

Dass bei Affen Futter geteilt wird, wusste ich schon, aber von Vögeln kannte ich das nur im Sinne von „Füttern am Nest“. Doch Dohlen geben auch dann Futter ab, wenn es nicht um hilflose Nestlinge geht und auch dann, wenn sie gerade keinen potentiellen Partner beeindrucken wollen.

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Eine Forschungsgruppe wollte also wissen, wo für die einzelne Dohle der Vorteil liegt und hat eine Gruppe ganz genau beobachtet. Sie fand heraus, dass vor allem junge Dohlen Futter abgeben und zwar häufig ohne dass ein anderer Vogel danach „fragt“. Je älter die Vögel werden, desto seltener teilen sie, doch sie hören nicht ganz damit auf.

Abgesehen von der Nettigkeit überhaupt etwas abzugeben, sind Dohlen auch noch überfreundlich. Sie trennen sich nämlich viel eher von etwas richtig Leckerem als von Nahrung, die „so naja“ schmeckt. Sind Dohlen also einfach nur ungeheuer lieb? Nicht ganz, denn hinter dem Futterteilen steckt ein Muster.

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Überaschenderweise hat das alles nichts mit dem sozialen Status des einzelnen Vogels zu tun. Das wäre ja auch zu einfach: “Bestimmer kriegen mehr Futter” gilt hier nicht. In einer Dohlengruppe funktioniert das eher so: Die Vögel geben vor allem Futter an Artgenossen ab, von denen sie auch selbst schon einmal etwas bekommen haben.

Das Prinzip funktioniert nach der Formel: Gebe ich dir heute etwas, gibst du mir morgen etwas. Wenn man bedenkt, dass der Vorteil für die teilenden Vögel nicht sofort ersichtlich ist, ist das eine ganz schön große Leistung.

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Der andere Grund, warum Dohlen Futter abgeben ist: Generve. Denn auch wenn Dohlen offenbar häufig von sich aus Futter abgeben, gibt es trotzdem diese nervenden Artgenossen, die ständig betteln. Das Besondere hier: Nicht etwa die Küken oder Jungvögel nerven so rum, sondern Gleichaltrige Vögel, die gut alleine auf die Suche nach Nahrung gehen könnten.

Sind sie mit dem Betteln nicht erfolgreich, versuchen sie mit Gewalt an das anvisierte Futter zu kommen und es gibt Raufereien. Deshalb gehen Dohlen, die schon Futter gefunden haben, den nervenden Artgenossen, soweit es geht aus dem Weg. Und wenn es unvermeidlich ist, geben sie vermutlich nur deshalb Futter ab, um Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Das menschliche Pendant ist wahrscheinlich das allseits bekannte: “Nein Danke, ich will keine Pommes. Ich esse dann einfach was bei dir mit.” Da sagt ja auch keiner “Bestell dir gefälligst deine eigenen Pommes.” Man gibt lieber was ab, um späteren Streit zu vermeiden – wie bei den Dohlen. Kommt euch das bekannt vor?

 

Die Studie zum Nachlesen:
Selvino, R. de Kort, Nathan J. Emery, Nicola S. Clayton (2006): Food sharing in jackdaws, Corvus monedula: what, why and with whom?
ANIMAL BEHAVIOUR, 2006, 72, 297-304

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

2 Kommentare

  1. Ein wirklich toller Artikel. Gut beschrieben…Hat mir sehr gefallen. Vor allem, da es sich dabei um die Dohlen handelt; und jene sind so unglaublich knuffig, putzig und zugleich: drollig. Obschon ich Raben allgemein sehr gerne habe

    Liebe Grüße

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