Wusstet ihr, dass kein Baum in Deutschland so häufig ist wie die Fichte? Sie steht auf 26 Prozent aller Waldflächen, dicht gefolgt von der Kiefer mit 22,8 Prozent. Schon flächenmäßig weit abgeschlagen sind die Laubbäume Buche (15,8 Prozent) und Eiche (10,6 Prozent). Das wird aber vermutlich nicht so bleiben, denn die Fichte ist anfällig für Sturm und den Befall mit Borkenkäfern und kommt außerdem nicht gut mit dem Klimawandel zurecht.
Was wird aus dem Baum?
Fichten so weit das Auge reicht
Besonders in den südlichen Bundesländern Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg gibt es ausgedehnte Fichtenwald-Gebiete. Gepflanzt in Reih und Glied bilden die Bäume Monokulturen, die keinen Raum für andere Bäume lassen. Die bis zu 50 Meter hohen Bäume beschatten den Waldboden so sehr, dass unter ihnen kaum etwas wächst. Zeitgemäß ist das nicht mehr und die Nachteile liegen klar auf der Hand. Die Flachwurzler haben den stärker werdenden und häufiger auftretenden Stürmen wenig entgegenzusetzen und kippen reihenweise um. Borkenkäfer finden in den Fichtenwäldern einen reich gedeckten Tisch, vermehren sich prächtig und richten großen Schaden an. Warum gibt es also überhaupt Fichten-Monokulturen?
Brotbaum
Ursprünglich ist Deutschland die Heimat von Laubwäldern. Sie wurden jedoch in großem Maße abgeholzt, verheizt und verbaut. Die Schiffs- und Bergbauindustrie verschlang das Holz ebenso wie die Bevölkerung, die mit Holz heizte und kochte. In der Folge waren die Wälder zu Beginn des 19. Jahrhunderts vielerorts stark abgeholzt. Was lag da näher, als die kahlen Gebiete mit Bäumen aufzuforsten, die wesentlich schneller wuchsen als ihre laubtragenden Verwandten? Fichtenholz war vielseitig im Einsatz und ließ sich sowohl für den Instrumentenbau, wie auch zum Hausbau und für die Papierherstellung nutzen. Die Fichte wurde der „Brotbaum“ des Landes.
Ein Baum auf dem absteigenden Ast?
Die Fichte wird auch weiterhin eine Rolle als Holzlieferant spielen. Allerdings werden in Zukunft keine reinen Monokulturen mehr angelegt, sondern ein ausgewogenes Verhältnis von Laub- und Nadelwald angestrebt. Verzichtet wird ebenfalls auf Anpflanzungen an Standorten, die für die Fichte nicht optimal sind. Ohne menschliches Zutun würde der Baum nämlich nur regional begrenzt in feuchten und kühlen Gebirgslagen wachsen. Da wundert es nicht, dass die Fichte unter dem Klimawandel leidet. Es ist ihr in den meisten Gebieten schlicht zu warm, zu trocken und zu stürmisch und die Bedingungen für den Baum werden sich in den nächsten Jahren weiter verschlechtern. Die Fichte ist so gesehen ein Mahn- und Warnbaum und könnte zu Diskussionen über den Klimawandel anregen. Das jedenfalls wünscht sich die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ mit der Ernennung der Fichte zum Baum des Jahres 2017.
Mehr Infos zur Stiftung und zur Fichte bekommt ihr hier: www.baum-des-jahres.de
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