Seit Tagen ist es bei uns richtig heiß. Jeden Tag klettert das Thermometer auf über 30 Grad und ich sitze am Schreibtisch und schwitze vor mich hin. Temperaturen über 25 Grad müsste es für mich nicht geben. Da bin ich ein echtes Nordlicht und sehne mich nach einer frischen Brise und nächtlicher Abkühlung. Die könnten auch die Blaumeisen gebrauchen, die bei uns im Dach (zwischen Dämmung und Zimmerdecke) nisten. Dort muss es jetzt höllisch heiß sein und das kann dazu führen, dass sich die Jungvögel regelrecht ins Verderben stürzen.
Brütende Hitze
Gestern berichtete die Zeitung darüber, dass die Kapazitäten der Wildtierauffangstationen vielerorts in Bayern erschöpft sind. Immer mehr Jungvögel würden abgegeben. Betroffen sind vor allem Gebäude-Brüter wie Meisen, Spatzen, Mauersegler und Schwalben. Knallt die Sonne den ganzen Tag auf das Hausdach, unter dem die Vögel brüten, wird es im Nest so heiß wie in einem Auto, das in der prallen Sonne steht. 60 Grad sind keine Seltenheit, im Extremfall kann es dort aber auch bis zu 100 Grad Celsius heiß werden, verrät eine Expertin vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Und das ist eindeutig zu viel für die jungen, manchmal noch kaum befiederten Vögel. Sie stürzen sich in Panik aus dem Nest und werden dann nicht mehr von den Eltern gefüttert. Aufgrund ihrer vorzeitigen Nestflucht sind sie aber auch noch nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Ohne Hilfe verhungern und verdursten sie.
Wasser auf den Schnabel
Findet ihr solch einen Jungvogel, dürft ihr das tun, wovon sonst immer abgeraten wird. Helfen! Um sicherzugehen, dass es sich nicht um einen Ästling handelt, der sehr wohl von seinen Eltern versorgt wird, könnt ihr den Vogel noch eine Weile beobachten. Tut sich dann nichts oder scheint das Tier offensichtlich entkräftet, braucht es eure Hilfe. Nehmt einen Karton und schneidet Luftschlitze hinein. Polstert ihn ein wenig mit Küchenpapier aus und setzt den Vogel hinein. Deckel drauf und ab mit dem „Paket“ an einen kühlen, ruhigen Ort. Falls ihr keine Auffangstation findet, die sich weiter um euren Fund kümmert, übernehmt ihr das Aufpäppeln selbst. Alle zwei Stunden braucht euer „Findel-Vogel“ Wasser. Das gebt ihr ihm in einem Tropfen auf den Schnabel, nicht in den Schnabel, denn dadurch könnte er sich verschlucken.
Futter ist auch wichtig. Allerdings haben die Piepmätze unterschiedliche Geschmäcker. Erkundigt euch deshalb im Tierheim, beim Vogelschutzbund oder bei anderen Experten, was ihr füttern dürft und wo ihr es bekommt. Ernähren müsst ihr den Piepmatz dann aktiv etwa jede Stunde. Von alleine macht er sich nämlich nicht über die Leckereien in der Futterschale her. Ihr seht, die Aufzucht von Hitzeflüchtlingen ist ein echter Full-time-job. Wenn ich jetzt also jammere, dass es so heiß ist, tue ich das auch, weil ich mir auch Gedanken um unsere „Hausmeisen“ mache. Vielleicht spritze ich das Dach heute mal mit dem Gartenschlauch ab und sorge so für etwas Kühlung.
Autorin: Karolin Küntzel
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