Ich habe Muskelkater. Denn möglicherweise habe ich mal was anderes gemacht, als nur am Schreibtisch zu sitzen und Bücher zu schreiben. Also… was mit Bewegung. Kann sein, dass ich sogar irgendwo raufgeklettert bin und dass das anstrengend war. Und jetzt habe ich halt Muskelkater und jammere. Meine armen Bürokolleginnen! Bestimmt wünschen die sich, ich hätte mich einfach mal, so wie immer, überhaupt nicht bewegt. Aber eigentlich ist das ja sowieso alles ihre Schuld! Hätten die mir mal ein Glas Kirschsaft gegeben!
Ja, genau. Denn Kirschsaft wirkt offenbar vorbeugend gegen Muskelkater. Ich wusste das vorgestern auch noch nicht, habe aber nach meiner Sporteinlage schon mal zufällig die richtige Limo getrunken: eine, in der auch Kirschsaft enthalten war. Leider war es da schon zu spät, denn die Sache mit dem Saft funktioniert nur, wenn man sich vorbereitet.
Ich frage mich ja manchmal wirklich, wie die Leute auf ihre Forschungsthemen kommen.
Die Rehspucke war ja schon skurril und diese Studie, bei der man den Nasenschleim von Walen erforscht. Aber wie kommt man bitte darauf, zu vermuten, dass Kirschsaft gegen Muskelschmerzen hilft?
Eine Forschungsgruppe der University of Vermont hat sich offenbar gedacht: “Kirschsaft wirkt erwiesenermaßen entzündungshemmend. Beim Muskelkater sind kleine Risse in der Muskulatur entstanden und Entzündungsprozesse laufen ab. Warum nicht mal testen, ob man das verbinden kann?”
Und wie man jetzt im Ärzteblatt online nachlesen kann, geht das: Die Studie hat gezeigt, dass die Testpersonen tatsächlich weniger Schmerzen nach dem Sport hatten, wenn sie vorher und hinterher ein paar Tage lang Kirschsaft tranken.
Ein paar Jahre später, hat ein Team an der Oregon Health & Science University diesen Test an Langstreckenläufern wiederholt.
Die eine Hälfte der Testpersonen bekam sieben Tage vor dem großen Rennen echten Kirschsaft verabreicht. Die andere Hälfte trank, ohne es zu wissen, eine Art Kirschdrink. Beide Gruppen sollten nach dem Laufen einschätzen, wie sehr ihre Muskeln schmerzten. Das Ergebnis war: allen tat irgendwas weh, aber den Läufern, die den echten Kirschsaft getrunken hatten, tat alles irgendwie weniger weh und sie waren auch eher bereit, das Experiment zu wiederholen.
Hätten meine Kolleginnen das gewusst, hätten sie mir bestimmt schon vor Wochen heimlich Kirschsaft untergejubelt, aber da konnte ja noch keiner ahnen, dass ich mal vom Schreibtisch aufstehe. Und jetzt ist es zu spät. Ich hoffe, die stehen das trotzdem mit mir durch. Ich könnte ja zum Trost mal Kirschbowle…
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