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Barbarazweige: Blüten zu Weihnachten

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Ich gestehe: Ich bin ein paar Tage zu spät dran mit dem Schneiden unserer Zweige, denn eigentlich will es der Brauch, dass Barbarazweige am 4. Dezember geschnitten werden. Ich versuche es trotzdem noch und hole mir ein paar Ästlein ins Haus. Was es mit dem Datum auf sich hat und was Barbarazweige überhaupt sind, erzähle ich euch heute.

Von kahl zu Kelch

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Barbarazweige (oder Barbara-Äste) sind Zweige von Obstbäumen oder Sträuchern, die zu Beginn des Dezembers geschnitten, in einen Krug oder eine Vase mit Wasser gesteckt und im warmen Zimmer zum Blühen gebracht werden. Aus den kahlen Ästen werden, wenn alles nach Plan geht, bis zum Heiligen Abend zauberhaft blühende Zweige. Gut geeignet sind Abschnitte von Kirsch-, Apfel- und Pflaumenbäumen, ebenso schön sehen die Blüten von Schlehe, Zaubernuss und Forsythie aus.

Täuschen …

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Damit aus dem kahlen Zweig ein „Blütenstengel“ wird, muss man der Pflanze eine andere Jahreszeit vorgaukeln. Denn für sie ist nun Winter und da ruht sie normalerweise. Nix mit Blüte! Deshalb muss sie (beziehungsweise der Zweig) ins Warme. Kaum ist es ein paar Tage warm, denkt das Zweiglein: „Hoppla, der Frühling ist da! Da muss ich mich ranhalten und mal schnell ein paar Blüten schieben“. Und das macht es dann auch. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern dauert ungefähr zwei bis drei Wochen. Habt deshalb ein bisschen Geduld mit den kahlen Ästchen. Das wird schon!

… und tricksen

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Manchmal führt das alleine aber noch nicht zum Erfolg, denn die Pflanze ist ganz schön schlau. War der Winter sehr mild (wie bisher bei uns), bleibt die Blüte aus. „Hey, es war ja noch gar nicht frostig“, denkt sich der Kirschzweig dann. „Wenn kein Frost war, wird wohl auch noch kein Winter gewesen sein, und wenn kein Winter war, kann jetzt noch nicht Frühling sein, weil der Frühling auf den Winter folgt.“ Denkt’s und ruht weiter. So wird das also dieses Jahr nichts mit der weihnachtlichen Blütenpracht? Falsch! In diesem Fall hilft ein weiterer Trick. Ab mit den Zweigen ins Tiefkühlfach. Eine Nacht reicht in der Regel, damit die Zweiglein „Winter“ und „Frost“ abspeichern und anschließend in der guten Stube „Frühling“ denken.

Barbaratag

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Seit dem 12. Jahrhundert ist der 4. Dezember der Barbaratag. An ihm wird der Heiligen Barbara gedacht. Sie lebte im 3. Jahrhundert in Nikomedien (Kleinasien) und wurde von ihrem eigenen Vater hingerichtet, der es nicht ertrug, dass sie sich dem christlichen Glauben zuwandte. Zuvor verbrachte sie einige Zeit in einem Kerker. Der Legende zufolge verfing sich auf dem Weg dorthin ein Kirschzweig in ihrem Kleid. Sie benetzte ihn jeden Tag mit Wasser und er blühte schließlich genau am Tag ihrer Verurteilung auf.

So kommt es, dass Barbarazweige in der Regel am 4. Dezember geschnitten werden. Ein weiterer Grund ist, dass die Blüten dann auch noch ausreichend Zeit bis zum Heiligen Abend haben, um sich zu zeigen. Ich bin mal optimistisch und denke, meine Forsythien schaffen das bis dahin noch. Vielleicht habt ihr ja auch noch Lust, ein paar Barbarazweige zu schneiden und mir später zu erzählen, ob sie geblüht haben?

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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