Streiten sich zwei Krokusse. Sagt der violette: „Ich bin viel schöner als du.“ Darauf der weiße: „Dafür bekomme ich viel mehr Besuch.“ Ob er recht hat?
Um das herauszufinden, kann man den Selbstversuch starten oder einen Ausflug machen. Für den Versuch hängt man im Garten verschiedenfarbige Wäschestücke auf und beobachtet, auf welchem sich die meisten Insekten einfinden. Wer keinen Garten hat oder zu ungeduldig ist, kann einen Ausflug in die WunderWeltWasser in Bad Malente unternehmen. Der Naturlehrpfad dort führt unter anderem zu einer Reihe mit verschiedenfarbig und unterschiedlich großen Holzblumen. Sie sind mit einer Prozentangabe versehen. Kleine Blumen, kleine Zahlen, große Blumen große Zahlen. Und was bedeutet das jetzt?
Die Prozentzahl gibt an, welche Blütenfarbe am häufigsten in der Natur vertreten ist. Laut Naturlehrpfad verteilen sich die Farben wie folgt:
-
Orange
0,4%
Mittelbraun
2,6%
Leuchtend rot
3,8%
Purpur
5,4%
Blau
5,7%
Violett
6,6%
Grün
8,6%
Rosa
9,9%
Gelb
27,9%
Weiß
29,1%
Nichts in der Natur geschieht ohne Grund. Hier ist das genauso. Die Häufigkeit der Blütenfarbe steht in direktem Zusammenhang mit den Insekten, die die Pflanze ansteuern. Sie bevorzugen generell helle Farben, was die Häufigkeit von gelben und weißen Blüten erklärt. Leuchtendes Rot können die meisten Insekten (Ausnahme: Schmetterlinge) nicht erkennen. Sie sind rotblind. Auch die anderen, eher dunkleren Farben, werden schlechter erkannt. Besonders im dunklen Wald fallen violett, blau oder purpur kaum noch auf und haben deshalb weniger Chancen auf einen Insektenbesuch. Werden sie dann nicht angeflogen, klappt es mit der Bestäubung und Vermehrung nicht und die Pflanze stirbt dort aus.
Und was bedeutet das jetzt für die zankenden Krokusse? In freier Natur hätte der weiße Krokus auf lange Sicht tatsächlich die besseren Überlebenschancen, weil er mehr Insektenbesuch bekommt. Da die meisten Krokusse jedoch gezüchtet werden, wird uns auch der violette erhalten bleiben.
Autorin: Karolin Küntzel
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