Auf den Wiedehopf folgt das Braunkehlchen. Mit großer Mehrheit wurde es zum Vogel des Jahres 2023 gewählt und setzte sich damit souverän gegen Feldsperling, Neuntöter, Trauerschnäpper und Teichhuhn durch. Schon einmal hat der kleine Vogel mit der rostroten Brust diesen Titel gewonnen. Das war 1987. Der zweimal Gekürte dürfte sich kaum darüber freuen, denn schließlich werden mit dem Titel Vögel ausgezeichnet, die gefährdet und deren Lebensräume bedroht sind.
Wiesenschwund
„Seht her, es hat sich nichts geändert. Ich bin immer noch bedroht!“, zwitschert das Braunkehlchen vielleicht empört, wenn es von der Auszeichnung erfährt. Das kann aber noch dauern, denn derzeit befindet sich der Langstreckenzieher irgendwo südlich der Sahara im Winterquartier. Im April kommt der 13 Zentimeter kleine Vogel zurück und findet hoffentlich genügend feuchte Wiesen, Brachflächen und Blühstreifen vor. Diese Lebensräume benötigt der Singvogel nämlich zum Brüten. In Gegenden mit intensiver Landwirtschaft, dichter Besiedelung und wenig naturnahen Flächen ist die Art deshalb fast vollständig verschwunden. Die Population in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist besonders niedrig. Die meisten Brutpaare gibt es im Norden und Nordosten Deutschlands.
Ein Platz für das Braunkehlchen
Um dem Braunkehlchen unter die Flügel zu greifen, muss man nicht selbst Besitzer einer feuchten Wiese sein. Jeder kann sich dafür stark machen, dass in seiner Region Blühstreifen angelegt werden und Wiesen nicht während der Brutzeit gemäht werden. Wenn dann noch heimische Sträucher und Beeren dort wachsen, findet der Vogel nicht nur einen erhöhten Platz für seinen Ansitz, sondern auch noch Nahrung. Bevorzugt verspeist er Spinnen, Insekten, Würmer und eben Beeren. Gartenbesitzer können hier zur Artenvielfalt beitragen, indem sie einen Teil ihres Refugiums natürlich gestalten bzw. belassen. Dann finden sich neben jeder Menge nützlicher Insekten und Würmer auch bald heimische Vögel ein.
Und wer weiß? Vielleicht ist im Sommer sogar ein Braunkehlchen darunter.
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