Wo ein See oder ein Bach ist, gibt es oft auch Wildenten. Sie dümpeln auf dem Wasser, dösen am Ufer oder watscheln über die Wiese. Jedes Kind kennt Enten und mag sie – am liebsten füttern. Mit den gesammelten Brotresten in der Tüte zieht es besonders Familien mit kleinen Kindern ans Wasser und im Nu kommt Bewegung in die Entenschar. Alle Wasservögel eilen herbei und versuchen, sich die Brotbrocken zu schnappen. Konkurrenten um das trockene Zeug bekommen da schon mal den Schnabel zu spüren. Das wirkt hungrig und bedürftig – ist es aber nicht. Ein Plädoyer gegen das Entenfüttern!
Wohl bekomm’s? Wohl kaum!
Stockenten ernähren sich üblicherweise von grünen Wasser- und Uferpflanzen, Schnecken, kleinen Krebsen, Laich oder Kaulquappen. Brot steht ursprünglich nicht auf ihrem Speiseplan. Und das hat einen guten Grund. Es enthält zuviel Salz und kann ihren Stoffwechsel durcheinanderbringen. Außerdem quillt das trockene Brot in Kontakt mit Wasser auf, liegt ihnen schwer im Magen oder bleibt ihnen im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken. Und warum sind sie dann so wild darauf?, fragt ihr euch nun vielleicht. Es ist eben bequemer, das Brot zu schnappen, als selbst nach Futter zu suchen. Und an welchen Orten gefüttert wird, merken sie sich und sind dann sofort zur Stelle, sobald eine Tüte raschelt.
Wenn der See umkippt …
Auch den Gewässern tut es nicht gut, wenn sich dort viele Enten aufhalten, die regelmäßig gefüttert werden. Oft landet ein Großteil des Brotes im Wasser, und wenn es nicht von den Vögeln geschnappt wird, sinkt es auf den Grund. Diese Zusatznährstoffe können im See zu vermehrter Algenbildung und im Weiteren zum Absinken des Sauerstoffs kommen. Im schlimmsten Fall sterben die Fische und die Pflanzen und der See kippt um. So nennt man es, wenn das Gleichgewicht des Gewässers aus den Fugen geraten ist.
Doch nicht nur das Brot selbst wird zum Problem.
…und die Larve sich irrt
Auch der viele Entenkot hat Folgen. Und sie zeigen sich nicht nur in der zunehmenden Zahl der Fütterungs-Verbotsschilder.
Immer wieder kommt es vor, dass Badeseen gesperrt werden, weil Zerkarien bei den Badegästen zu Hautausschlag und Juckreiz führen. Zerkari – was?
Die Rede ist von Saugwurmlarven, die im Entenkot vorkommen. Igitt! Die wollen eigentlich gar nichts vom Menschen, irren sich aber manchmal in Bezug auf ihren Wirt. Angepeilter Endwirt ist eigentlich die Ente. Auch eine Larve kann sich ja mal irren. Das Ergebnis ist die Zerkarien-Dermatitis, auch Badedermatitis genannt. Im Verlauf ist sie zwar harmlos, aber will man das deshalb haben? Klares Nein!
Macht aus dem alten Brot deshalb lieber Semmelknödel oder Paniermehl und besucht die Enten einfach so. Das geht nämlich auch.
Autorin: Karolin Küntzel
- Plastik in der Arktis - 2. Februar 2024
- Vergissmeinnicht #205 - 30. Januar 2024
- Was ist eine Fossa? - 8. Dezember 2023
6. Oktober 2017 um 13:45
Ja, dass das Entenfüttern nicht gut für die Tiere ist, das wusste ich natürlich auch schon. Aber – die Kinder (und natürlich auch meine Enkelin) machen es einfach zu gerne … Deshalb frage ich mich, ob es nicht irgendein Futter gibt, das man im Zoohandel oder so kaufen könnte, und das die Enten vertragen? Habt ihr da einen Tipp?
Liebe, fragende Grüße von Barbara
6. Oktober 2017 um 17:02
Liebe Barbara, ich kenne das Dilemma! Ich denke ja immer, die Erwachsenen machen das den Kleinen vor und deshalb finden sie es dann so toll, aber naja – das ist eine andere Diskussion und hilft Dir nicht weiter. Deshalb: Ja, es gibt spezielles Futter für Wasservögel im Fachhandel und ich habe auch gelesen, dass einfache Haferflocken ebenfalls in Ordnung sind. Auf keinen Fall solltet ihr aber im Wasser füttern, sondern das Futter nur an Land verteilen und natürlich möglichst wenig davon.
Liebe Grüße Karolin