Unsere Sommerpause ist vorbei und wir haben viel erlebt. So wurden wir zu einer Pressereise in die Hollerhöfe in der Oberpfalz eingeladen. Kannte ich nicht – die Zeit war günstig – also bin ich hin. Und es hat sich gelohnt. Ich habe jede Menge essbare Wildpflanzen im ersten Essbaren Wildpflanzenpark Deutschlands (EWILPA) kennengelernt und gekostet und war das erste Mal in meinem Leben Waldbaden.
Seitdem weiß ich wie kandierte Vogelbeeren schmecken und dass ich nicht langsam gehen kann.
EWILPA – Hitze, Holunder, Haselnuss
Es ist heiß, sehr heiß, als wir mit der Kräuterführerin Regina Herrmann unsere Runde um den Schlossberg Waldeck starten. Dort befindet sich ein Teil des EWILPA-Erlebniswanderweges, der auf rund fünf Kilometern an 13 Stationen entlangführt. Viel gibt es zu entdecken und häufig hocken wir in Bodennähe und begutachten ein Kraut, eine Wurzel oder einen Blütenstand. Mädesüß, Klettenlabkraut, Gundermann und Nelkenwurz, Schafgarbe, Labkraut, Wermut, Breit- und Spitzwegerich – vieles davon wächst munter in meinem Schrebergarten und wurde bisher nur mit Missfallen zur Kenntnis genommen. Nun begegne ich den Wildkräutern mit wesentlich mehr Wohlwollen, denn im Pesto, Salat oder Smoothie können sie echt lecker sein. Neben den Wildkräutern gehören zum EWILPA unter anderem Streuobstwiesen, Nussbäume, Ebereschen und natürlich Holunder, der den Hollerhöfen seinen Namen gab. Alles sehen wir an diesem Tag nicht, es ist einfach zu heiß für die große Runde. Für eine Handvoll Kräuter, die wir später an diesem Tag zu Smoothie verarbeiten, hat es allemal gereicht. Außerdem: Noch einmal wiederkommen ist ja auch ganz schön!
Im Schneckentempo durch den Wald
Am nächsten Tag wartet nach dem Frühstück schon Andreas Michael Büttner, Kursleiter für Waldbaden auf uns. Ich bin skeptisch: Ist das etwas für mich? Klar, ich gehe gerne in den Wald, nenne das aber Spazierengehen oder Wandern. Braucht es dafür einen neuen trendigen Namen? Wir gehen los und haben gleich ein Problem: zu wenig Zeit. Waldbaden lerne ich, braucht Zeit, viel Zeit, gut wäre ein halber Tag, noch besser ein ganzer. Wir haben nicht mal zwei Stunden. Wir gehen trotzdem. Und zwar langsam – sehr langsam. Waldbaden ist Spazierengehen in Achtsamkeit und das geht eben nicht hopp-hopp. So langsam kann ich gar nicht gehen und ich tue mich schwer mit dem Innehalten und der Selbstbeobachtung. Vielleicht ist genau das das Problem – mein Problem. Zu schnell, immer in Eile, da kann die Achtsamkeit lange auf mich warten, denn ich bin schon vorbei. Egal! Wir machen Atemübungen, atmen tief ein, blicken ins Grüne und das ist ja immer schön und entspannend. Dann ist die Zeit schon rum und ich wäre gerne noch länger im Wald geblieben.Vielleicht wird aus mir doch noch eine Waldbaderin!
Infos: Die Hollerhöfe sind ein Hotel im Dorf und selbst irgendwie ein Dorf. Alte Dorfhäuser wurden liebevoll restauriert und zu neuem Leben erweckt. Zum Gelände gehören eine riesige Wiese, eine Pferdekoppel sowie Tagungs- und Seminarräume. Der Holunder spielt eine zentrale Rolle. Zahlreiche Holler-Produkte sind im Angebot und werden in der Küche verarbeitet. Zu den Hollerhöfen gehört auch die Naturerlebnis-Akademie, die unter anderem Kräuterwanderungen und -führungen sowie Kochkurse mit Wildkräutern anbietet.
Ich danke der Familie Zintl von den Hollerhöfen für das wunderbare Wochenende und den Einblick in die spannende Historie des Marktes Waldeck.
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