
Foto: By Saupreiß – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10569675
Im Deutschen Museum in München gibt es einen Bereich, der sich dem Bergbau widmet. Stufen führen in das Bergwerk hinab und dann wandert der Besuch rund 300 Meter unter Tage durch die verschiedenen Bergwerkstypen. Dort begegnete mir zum ersten Mal ein Grubenpferd. Nicht in echt natürlich, sondern als Ausstellungsstück in Originalgröße, das dort aber sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt ist. Um diese Pferde und ihre Arbeit geht es heute.
Wie kommt das Pferd in den Berg?
Pferde wurden in England seit 1790 und in Deutschland seit 1835 unter Tage eingesetzt. Bis zu 70.000 Tiere waren im Jahr 1914 in England beschäftigt, in Deutschland waren es im Jahr 1913 rund 12.000 Tiere. Danach nahm ihre Zahl stetig ab. Grubenpferde konnten zehnmal mehr Loren und Förderschlitten als ein Arbeiter ziehen und steigerten die Produktivität im Bergbau um ein Vielfaches. Kein Wunder, dass es so viele von ihnen gab.

Foto: Von Unbekannt – http://artic.ac-besancon.fr/ecole_fontaine_ecu/images/enfants%20mines/cheval%20dans%20la%20mine.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7455568
Dabei war es zunächst gar nicht so einfach, das Pferd zu seinem Arbeitsplatz zu bekommen. In den Anfängen des Bergbaus mit Pferden wurden die Tiere mit Seilen zusammengeschnürt, die Beine dicht an den Bauch, und so den Schacht hinabgelassen. Nach Schichtende kamen sie so auch wieder ans Tageslicht. In breiteren Schächten war es später möglich, sie mit dem Förderkorb zu transportieren, bevor man aus Gründen der Zeitersparnis dazu überging, sie ständig im Berg zu behalten. Man richtete kleine, enge Ställe ein, in denen es manchmal nicht einmal Licht, eine Frischluft- oder Wasserzufuhr gab.
Krankheiten und Unfälle
Grubenpferde wurden zwar mit Ohrkappen und Augenklappen gegen herunterhängende Kabel und Drähte geschützt, trotzdem war das Verletzungsrisiko hoch. Spitze Holzstücke, Nägel, aber auch der Staub und die Hitze stellten eine große Belastung dar und führten zu Haut- und Augenentzündungen oder dem Tod durch Hitzschlag. Besitzer der Pferde waren nicht die Gruben selbst, sondern Verleihfirmen, die mit dem Betreiber der Grube die Schichten und Arbeitseinsätze des Pferdes vertraglich regelten. Meistens wurden die Pferde aber sehr viel häufiger eingesetzt und leisteten Doppelschichten. Erst mit besseren maschinellen Fördermöglichkeiten und der Schließung vieler Gruben aus wirtschaftlichen Gründen kam das Aus für die Grubenpferde.
Das letzte Grubenpferd in Deutschland ging erst 1966 in Rente. In England waren Pferde unter Tage noch bis zum Jahr 2000 in Privatbergwerken im Einsatz.
Autorin: Karolin Küntzel
Karolin Küntzel
Letzte Artikel von Karolin Küntzel (Alle anzeigen)
- Warum rucken Vögel beim Laufen mit dem Kopf? - 1. Juli 2022
- Vergissmeinnicht #146 - 28. Juni 2022
- Plappermäulchen: Wie Fische kommunizieren - 17. Juni 2022
4 Kommentare
Schreibe einen Kommentar →