
Foto: pixabay.com
Dass ich überhaupt noch Freunde habe, ist echt ein Wunder. Zumindest wenn man einer relativ neuen Studie Glauben schenkt. Da hat man nämlich mal untersucht, wie müde Menschen auf andere wirken. Und das Ergebnis war… ernüchternd. Man muss dazu wissen, dass ich häufiger mal müde bin. Vor allem abends, wenn andere nochmal loswollen, sitze ich auf dem Sofa und gähne. Das war schon zu Schulzeiten so und hat sich seitdem auch nicht viel verändert. Da einige Freunde aus meiner Schulzeit aber auch heute noch meine Freunde sind, schließe ich daraus: so schlimm kann es nicht sein mit mir.

Foto: pixabay.com
Möglicherweise haben meine Freunde aber auch nur ein erstklassiges Immunsystem oder sind einfach besonders unerschrocken. Aber von vorne:
Dass man nicht super aussieht, wenn man tagelang nicht richtig schläft, ist ja erstmal nichts Neues. Studien sind da eher unnötig und es würde mich auch wundern, wenn es dafür Fördergelder gäbe. (Wobei… diese Forschungen über das Leben als Ziege oder die tödlich faulen Ziesel-Männchen? Die waren ja auch eher lustig.) Jedenfalls: Ich kann auch ohne Forschung vorhersagen, dass ich müde aussehe, wenn ich abends zu lange weg war. Denn dann fragen mich meine Kolleginnen am nächsten Tag, ob sie mich zum Schreibtisch tragen sollen. Fraglich war aber bisher, was da zwischenmenschlich abläuft.

Foto: pixabay.com
Und dafür gab es jetzt eine Studie: Untersucht wurde, wie Menschen auf Fotos von anderen Menschen reagieren. Zu sehen waren entweder Personen, die in den letzten Nächten ausgeschlafen hatten, oder solche, deren Ruhezeiten künstlich zu kurz gekommen waren.
Das Ergebnis ist irgendwie fies. Die gute Nachricht zuerst: offenbar wirkt man auch dann noch vertrauenswürdig, wenn man ein paar Nächte wenig schläft und dann hundemüde ist. Doch die Menschen, die einen anschauen (wenn auch nur auf Fotos), finden einen weniger attraktiv und weniger gesund aussehend.

Foto: pixabay.com
Und dann der Hit: Die Testpersonen wurden außerdem gefragt, ob sie gerne Zeit mit der Person auf dem Foto verbringen würden. Die Antwort: nö, zumindest nicht so viel wie mit derselben Person im ausgeschlafenen Zustand.
Möglicherweise greift hier ein uralter, instinktiver Schutzreflex: wir halten uns vorsichtshalber von Menschen fern, die uns schwach und müde erscheinen. Die könnten ja schließlich krank sein und uns anstecken. Ich habe demnächst noch ein paar Termine, an denen ich Leute treffen muss. Ich glaube, ich esse voher noch schnell ein paar Vitamine, damit ich besonders fit erscheine. Und dann rufe ich alle meine Freunde an und bedanke mich für jahrelange Treue trotz Gähnen.
Wer die Studie mal selber lesen will, findet sie hier:
Negative effects of restricted sleep on facial appearance and social appeal, Royal Society, Open Science.
(2017):Johanna Prinz
Letzte Artikel von Johanna Prinz (Alle anzeigen)
- Rekordbäume: alt, hoch, viele - 24. Juni 2022
- Vergissmeinnicht #145 - 21. Juni 2022
- Wie Beutetiere dem Gefressenwerden entkommen - 10. Juni 2022
2 Kommentare
Schreibe einen Kommentar →