Dass Pflanzen erstaunliche Dinge können, haben wir schön des öfteren festgestellt. Dass sie aber auch in der Lage sind, Gold aus dem Boden zu „ziehen“ war mir neu. Diese Erkenntnis verdanke ich einem Fernsehbeitrag über Superpflanzen, der sich mit Hyperakkumulatoren befasste. So lautet der Fachbegriff für Pflanzen, die nicht nur auf metallbelasteten Böden gedeihen, sondern diese Metalle auch über die Wurzeln aufnehmen und in ihrem Gewebe anreichern können. Na und? Ich gebe zu, das klingt jetzt erstmal nicht nach der großen Sensation, ist bei näherer Betrachtung aber recht spektakulär.
Wachsen, wo nichts gedeiht
Es gibt Böden, die sind dermaßen mit Schwermetallen verseucht, dass dort nichts mehr wächst. Die Erde bleibt kahl, Anpflanzungsversuche scheitern und letzten Endes bleibt nur der teure Austausch des vergifteten Bodens. So weit die Regel. Die Ausnahme bilden einige Pflanzenarten, denen Nickel, Cadmium, Zink und Konsorten in hohen Konzentrationen im Boden nichts auszumachen scheinen. Sie nehmen die Schadstoffe auf und reichern sie an. Sie saugen die Bodengifte regelrecht auf und tragen so zur Reinigung der belasteten Fläche bei. Eine dieser wundersamen Pflanzen ist die Hallersche Schaumkresse (Arabidopsis halleri). Zu den Phyto-Sanierern, also den bodenreinigenden Pflanzen zählen auch das Gebirgs-Hellerkraut, Alfalfa, Senf, Wiesen Rispengras, Breitblättriges Pfeilkraut, Raues Hornblatt und das Mauer-Steinkraut. Bekannt sind inzwischen über 500 weitere Pflanzen, die giftabbauende Fähigkeiten besitzen.
Schürfen, wo Abbau sonst nicht lohnt
Wenn eine Pflanze Metall aus dem Boden zieht, lässt sich dann dieser Rohstoff auch aus der Pflanze gewinnen? Tatsächlich funktioniert das. Wissenschaftler haben die metallangereicherten Pflanzen nach der Ernte verbrannt und aus der Asche Erz gewonnen, das sich wiederum zu Metall verarbeiten ließ. Auf diese Weise ließen sich theoretisch sowohl Seltene Erden für die Herstellung von Handys als auch Gold aus dem Boden ziehen. Interessant ist diese Art des Abbaus vor allem dort, wo nur geringe Fördermengen zu erwarten sind, sich der konventionelle Abbau wirtschaftlich nicht lohnt oder wenn die Preise für bestimmte Metallarten stark anziehen. Phytomining, also der Erzabbau durch Pflanzen, könnte dann ein Geschäft werden.
Gift zum Überleben
Die Vorteile für die Menschen durch den Einsatz der metallsaugenden Pflanzen liegen auf der Hand: saubere Böden und Profit. Und die Pflanzen? Warum machen sie das? Welchen Sinn könnte es für sie haben, sich quasi selbst zu vergiften? Auch darauf gibt es inzwischen erste Antworten.
Vorteil Nummer 1: Pflanzen mit derart giftigen Blättern werden nicht von Tieren gefressen.
Vorteil Nummer 2: Fallen die giftigen Blätter der Pflanze zu Boden erhöht sich dort die Giftkonzentration. Andere, empfindlichere Pflanzen haben dann keine Chance, dort zu gedeihen. Die Hyperakkumulatoren bleiben also unter sich und unterbinden jegliche Konkurrenz.
Ganz schön schlau, oder?
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16. Mai 2019 um 11:20
Mich würde interessieren, welche Pflanzen Chrom, Cadmium und Blei aus dem Boden aufnehmen können.
19. Mai 2019 um 18:24
Hallo Herr Zündorf,
ich habe dazu folgende Informationen gefunden: Die Hallersche Schaumkresse wächst beispielsweise auf Böden, die mit Nickel, Blei und Cadmium verseucht sind. Sie nimmt dieses Schadstoffe auch auf. Mauer-Steinkraut (Alyssum murale) nimmt ebenfalls Nickel auf. Rassen der Grasnelke und das Galmei-Veilchen kommen mit Zink und Blei zurecht. Sareptasenf (Brassica juncea) reichert Blei, Chrom, Cadmium, Nickel, Zink und Kupfer an.
Ich hoffe, dies hilft Ihnen weiter. Wenn Sie die Begriffe Pflanze, Blei, Cadmium googeln, bekommen Sie weitere Ergebnisse.
Herzliche Grüße
Karolin Küntzel
9. Juni 2019 um 12:01
Mich interessiert welche Pflanzen Gold aus dem Boden holen,.
Danke & Gruß
Johann