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Redewendungen: In die Binsen gehen

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Foto: pixabay.com

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Ist euch schon mal etwas in die Binsen gegangen? Kennt ihr die Redewendung überhaupt? Sie gehört ja nicht gerade zum alltäglichen Sprachschatz und bedeutet, dass etwas fehlgeschlagen oder verloren gegangen ist. Eine Sache war ein Misserfolg, ein Reinfall oder ist jetzt futsch. Aber was hat das mit Binsen zu tun und was sind Binsen überhaupt?

Binsengewächse

Binsen wachsen in sumpfigen Gebieten, an Seen und an Teichen. Von der stängelförmigen Pflanze gibt es in Deutschland insgesamt 29 Arten, weltweit sind es rund 300. Die Blattspreiten sind häufig rundlich und unbehaart.

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Die Pflanze vermehrt sich über Rhizome, unterirdische Ausläufer und bildet einen rispenähnlichen Blütenstand. Viele Arten sind auch im Winter grün. Der Stängel ist hohl oder besitzt querverlaufende Markschichten, die die einzelnen Kammern voneinander trennen. Aus dem eher unscheinbaren Gewächs flocht man früher Reusen für den Fischfang. Die Binse kann aber noch mehr. Sie ist ausgezeichnet zur Wasserreinigung geeignet, da sie Schadstoffe abbauen und in ihrem Gewebe speichern kann. Aufgrund dieser Eigenschaft wird sie auch in Pflanzenkläranlagen eingesetzt.

Wer geht in die Binsen, wer durch die Lappen?

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Zurück zur Redewendung. Ihren Ursprung hat sie in der Jägersprache. Pirschte sich der Jäger zum Beispiel an eine Schar Enten heran und bemerkten diese die drohende Gefahr, flohen sie in das Dickicht am Seeufer, in die Binsen. In dem undurchdringlichen Grün waren sie weder für den Jäger noch für dessen Hund erreichbar. Für die Enten ein Glück – für den Jäger ein klarer Fall von „in die Binsen gegangen“. Ähnlich verhält es sich mit der Redewendung „durch die Lappen gehen“. Sie bezieht sich jedoch nicht auf Enten und Wasservögel, sondern auf Hirsche. Um den Jagderfolg zu sichern, „zäunte“ man das Jagdgebiet mit Seilen ein, an die man Lappen hängte. Das Wild schreckte vor dieser scheinbar undurchlässigen Grenze zurück und wurde zur leichten Beute. Ließ sich ein besonders unerschrockenes Tier davon nicht abhalten und durchbrach die Absperrung, war es buchstäblich „durch die Lappen gegangen“.

Wenn ihr bei eurem nächsten Herbstspaziergang an einem Teich oder Feuchtgebiet vorbeikommt, könnt ihr ja mal vorsichtig einen Blick zwischen die grünen Stängel wagen und herausfinden, ob dort zuvor etwas in die Binsen gegangen ist.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

4 Kommentare

  1. Hallo Karolin,
    ich persönlich liebe die Redewendung “in die Binsen gehen” und verwende sie gerne, auch wenn sie etwas umgangssprachlich ist. Schön, dass du ihr einen ganzen Beitrag widmest, denn vor allem die Herkunft ist interessant. In meinem Blogartikel zur Herkunft meiner liebsten Redewendungen hat “in die Binsen gehen” auch einen festen Platz 🙂 http://www.lingarts.com/redewendungen-wo-kommen-die-beliebtesten-her/
    Alles Liebe
    Sandra

  2. Hallo Sandra,
    schön, dass du “unsere” Binsen gefunden hast. Bist du auch schon über die anderen Sprichwörter und Redewendungen hier im Blog gestolpert? Ich empfehle dir außerdem den gebratenen Storch und den Hund in der Pfanne.
    Liebe Grüße
    Karolin

  3. Super! Redewendungen nutzen wir auch total oft in unseren Rhetorik Seminar en
    LG!

    • Hallo Sabine, ich mag die alten Redewendungen auch. Hast du schon die anderen hier im Blog gefunden? Es gibt z.B. noch einen gebrateten Storch und einen verrückten Hund in der Pfanne.
      Liebe Grüße
      Karolin

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