Bei einer Lesung habe ich neulich aus dem Nähkästchen geplaudert. Wie das so ist, wenn man Bücher schreibt (super) und ob einem immer alle Texte sofort einfallen (nein) und ob es auch manchmal anstrengend ist (ja, aber trotzdem super) und wie man eigentlich an die Bilder zu seinen Büchern kommt. Als Beispiel habe ich den Seehund herangezogen, denn da bin ich über eine interessante Schwierigkeit gestolpert. Alles hat mit der Frage zu tun: Sind Seehund und Robbe das gleiche Tier? Sind Kegelrobben eigentlich Seehunde? Und falls nicht: wo ist der Unterschied? Mal vorab: das Tier auf dem ersten Foto ist ein Seehund. Und eine Robbe.
Interessanterweise stolpert man nämlich bei der Suche in professionellen Bilddatenbanken – von denen der Verlag später das Foto kaufen soll – über alle möglichen Tiere und überall steht “Seehund” drauf. Nicht überall ist aber auch Seehund drin! Zum Glück habe ich schon mal einen echten Seehund gesehen und deshalb spontan bemerkt, dass bei der Beschriftung des riesigen Tiers mit den langen Stoßzähnen wohl irgendwas nicht stimmen kann. Das Walross war jedenfalls eindeutig kein Seehund. Ich rate jetzt einfach mal: da hat jemand absichtlich falsch beschriftet, damit das Foto in der Suche häufiger gefunden wird. Wie lästig! Denn ich darf jetzt sortieren.
Was beim Walross einfach war, ist bei Kegelrobben schon schwieriger. Zunächst mal sind Kegelrobben ja tatsächlich keine Seehunde, sondern… naja, Kegelrobben halt. Genau wie Seehund und Walross gehören sie zur großen Gruppe der “Robben”. Kegelrobben wiegen allerdings deutlich mehr als Seehunde und sind auch deutlich größer, aber das sieht man auf einem Foto ja nicht so gut. Und eine halbwüchsige Kegelrobbe kann, wenn sie am Strand inmitten von Gischtspritzern fotografiert wurde, auch schon mal aussehen, wie ein Seehund. (Für mein Seehundbuch habe ich übrigens extra einen Kollegen bemüht, der Experte für Meeressäuger ist. Nur um sicher zu gehen.)
Ich verrate euch aber heute mal einen Trick, anhand dessen ihr Seehunde und Kegelrobben unterscheiden könnt. Das kleinere Tier mit dem runden Kopf ist der Seehund. Das größere Tier mit der komisch langen Schnauze ist die Kegelrobbe. Vorsicht beim Fell, da kann die Bestimmung schief gehen, aber Seehunde haben häufig helle Flecken auf dunklem Fell, bei der Kegelrobbe kann es umgekehrt sein. Ich wiederhole: nicht so sicheres Bestimmungsmerkmal! Jetzt der Trick: Schaut auf die Nasenlöcher! Die bilden beim Seehund ein “V” und stehen bei der Kegelrobbe eher parallel. Und jetzt noch das Partywissen: Kegelrobben haben ihren Namen nicht von der Kopfform, sondern von ihren kegelförmigen Zähnen.
Und wenn ihr jetzt noch unsicher seid, hilft nur eins: die Tiere in echt angucken. Zum Beispiel auf Helgoland, wo demnächst der Kegelrobben-Nachwuchs geboren wird. Viel Spaß und: macht Fotos! Aber geht nicht zu nah ran!
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