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Sonnenfinsternis: Mythos, Aberglaube, düstere Prophezeiung

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Foto: pixabay.com

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In ein paar Stunden ist es soweit. Dann wird der Tag zur Nacht. Zumindest so ein bisschen, denn in unseren Breiten erleben wir keine totale SoFi. Ein Stückchen von der Sonne wird sichtbar bleiben. Aber auch das hätte früher schon gereicht, die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen und den Weltuntergang zu prophezeien.

Im Bann der Dämonen

Viele Völker glaubten früher, dass Dämonen für die Verdunkelung der Sonne verantwortlich sind. Mit allerlei Mitteln versuchten die Menschen deshalb, die bösen Geister zu vertreiben. Die Inder sollen es für ein probates Mittel gehalten haben, sich in den Fluss zu stellen. Wenn gerade nur noch die Köpfe aus dem Wasser ragten, so glaubte man, könne man die Sonne bei ihrem Kampf gegen die dunklen Mächte am wirkungsvollsten unterstützen. In China war der Dämon ein Drache. Ihn vertrieb man mit reichlich Krach und Lärm. Die Brasilianer sahen dagegen einen Vogel, der seine riesigen Schwingen vor die Sonne hielt.

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Vergiftete Brunnen, brennende Pfeile

Auch in anderen Kulturen hielt man die Dunkelheit am helllichten Tag für verdächtig. So deckte man in Japan Brunnen ab, damit das Wasser nicht vergiftet würde. Einige Indianerstämme schossen brennende Pfeile Richtung Sonne, weil sie glaubten, dass deren Licht ausgegangen sei. Mithilfe des Pfeils wollte man es wieder entzünden.

Was die einen erschreckte, machten sich andere zunutze. Findige (oder eher windige?) Geschichtsschreiber benutzten das Himmelsschauspiel, um einer Schlacht oder Ereignissen im Leben eines Königs noch mehr Bedeutung zu verleihen. So erfanden sie kurzerhand die eine oder andere Finsternis hinzu.

Verwirrte Tiere

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So verwirrt, wie die Menschen von einer Sonnenfinsternis waren, bevor sie sich das Schauspiel wissenschaftlich erklären konnten, so durcheinander können Tiere auch heute davon sein. Die Dunkelheit zur falschen Zeit bringt kurzzeitig ihre innere Uhr aus dem Takt und stört ihren Rhythmus. Pferde werden unter Umständen nervös, Hühner klettern auf die Stange, um zu schlafen, Fledermäuse fliegen aus den Höhlen, um zu jagen, Vögel stellen ihren Gesang ein. Ist die Sonne wieder da, finden die Tiere schnell in ihren gewohnten Tagesablauf zurück.

Moderne Prophezeiung: Blackout

Frei von düsteren Zukunftsszenarien sind wir aber auch heute nicht. Noch 1999 (bei der letzten totalen Sonnenfinsternis, die von Deutschland aus zu sehen war) glaubten viele, dass der Weltuntergang bevorstünde. Passiert ist nichts. Seit Wochen wird nun in Magazinen und Zeitungen darüber berichtet, welche verheerenden Auswirkungen die heutige hochprozentige Sonnenfinsternis auf unsere Stromversorgung haben kann. Da inzwischen auf vielen Dächern Photovoltaik-Anlagen installiert sind und immer mehr Strom aus Sonnenenergie gewonnen wird, kann eine Sonnenfinsternis erhebliche Auswirkungen auf die Stromversorgung haben – so die Befürchtungen. Von einem doppelten Blackout ist dabei die Rede.

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Erst wird viel weniger Strom in das Netz eingespeist, wenn es dunkel wird und dann steigt die Strommenge sprunghaft an, wenn die Sonne wieder mit voller Kraft Strom liefert. Dabei entstehen Schwankungen, die vom Verbraucher so nicht ausgeglichen werden können. Die Hoffnung der Netzbetreiber ruht deshalb auf Stromreserven, die zum Ausgleich der Stromschwankungen eingespeist werden können. Zusätzliches Personal soll helfen, das Netz stabil zu halten. Wie viele Menschen ohne Strom sein werden und wem der Kühlschrank ungewollt abtaut, wird man in Kürze wissen.

Mögen sich die Netzbetreiber aus Angst vor dem Blackout einen bedeckten Himmel wünschen – ich hoffe auf gute, foliengeschützte Sicht und wünsche euch eine schöne SoFi.

Autorin: Karolin Küntzel

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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