Wenn jemand Krokodilstränen weint, täuscht er seine Trauer oder sein Mitleid lediglich vor und heuchelt Gefühle, die nicht vorhanden sind. So zumindest ist das Sprichwort zu verstehen. Aber was hat das mit dem Krokodil zu tun? Können diese Urzeittiere etwa weinen? Man könnte es fast meinen.
Schluchzen wie ein Kind
Die Redewendung gibt es schon seit dem Mittelalter. Krokodile hatten damals nicht den besten Ruf, denn aufgrund ihrer ausdruckslosen Mimik galten sie als verschlagen und hinterlistig. Das erst recht, wenn sie dann wie aus heiterem Himmel zuschnappten und ihre Beute verschlangen. Einer Sage zufolge sollen sie auch in der Lage gewesen sein, ein weinendes Kind zu imitieren. Wenn sich dann ein hilfsbereiter Mensch näherte, um das „Würmchen“ zu retten, schnappte das Reptil gnadenlos zu. Das Opfer hatte keine Chance, den messerscharfen Zähnen und dem starken Kiefer zu entkommen. Als wäre das nicht schon grausam genug, verdrückte das Tier beim Futtern dann noch ein paar Kullertränen. Ganz schön gemein oder etwa nicht?
Auf die Tränendrüse drücken
Krokodile können tatsächlich weinen oder besser gesagt, es sieht so aus. Ihre Augen sondern eine tränenähnliche Flüssigkeit ab, die antibakterielle Wirkung hat. Sie reinigt das Auge und schützt es. Diese Tränen treten insbesondere dann auf, wenn das Tier frisst. Was wie Heuchelei aussieht („Ach, es tut mir so leid, dich zu fressen!“), ist eine Art Druckausgleich. Krokodile sperren beim Fressen das Maul sehr weit auf. Dabei wird Druck auf die Tränendrüse ausgeübt und sie kann sich entleeren, so zumindest eine der Theorien. Eine andere Vermutung ist, dass durch das Schnaufen beim Fressen Luft in die Nasenhöhle dringt und aufgrund dieses Drucks Tränenflüssigkeit freigegeben wird. Diese Tränen weinen übrigens nicht nur Krokodile, sondern auch ihre Verwandten die Kaimane und Alligatoren.
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