Die großen Ferien sind nicht mehr weit und das Kind will was erleben. Darf es auch. Für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung bietet die Gemeinde den Ferienpass an. Darin finden sich vom Ponyreiten über Kräuter sammeln allerlei Veranstaltungen. Insbesondere eine erregt die Aufmerksamkeit der Tochter: der Lama-Spaziergang.
Die Lama-Karawane
In der Ausschreibung zu dieser Aktion wird das Kind gefragt, ob es Lust hat, mehr über die Tiere zu erfahren, sie zu streicheln, an der Leine zu führen (und das sogar über Hindernisse!) und zusammen mit den anderen Kindern und Lamas in einer Karawane um den höchsten Berg in Schleswig-Holstein zu ziehen. Sogar einen Lama-Führerschein kann das Kind erwerben. Hört sich nach einem tollen Abenteuer an und ich soll unverzüglich die Anmeldung dafür in die Wege leiten. Doch Halt! Moment mal! Eine Frage muss vorher noch geklärt werden.
Spucken Lamas?
Kurze Antwort: Das kommt vor. Ausführlicher? Okay!
„Reizt man das Lama und fühlt es sich belästigt, kann es schon mal passieren, dass das Tier seinen Unmut auf diese Art kundtut. In aller Regel dient das Spucken aber dazu, das Revier zu verteidigen oder die eigene Stellung innerhalb der Gruppe zu behaupten. Spucken ist eine klare Drohgebärde und soll dem Gegner klarmachen, wer das Sagen hat. Oft genug funktioniert diese Taktik auch, denn einmal gut gespuckt, kommt es oft erst gar nicht zum Kampf.
Treffsicher und wenig appetitlich
Das liegt unter Umständen daran, dass Lamas wahre Meister in dieser Disziplin sind. Sie spucken nicht nur äußerst zielsicher, sondern auch noch über große Entfernungen punktgenau. Bis zu fünf Meter weit kann solch ein Schuss reichen. Und es ist keineswegs immer harmloser Speichel, der den Gegner dann trifft. Als Pflanzenfresser sind sie darauf angewiesen ihr Futter gründlich zu verarbeiten, um alle Nährstoffe herauslösen zu können. Insgesamt drei Mägen sind damit beschäftigt und reichern den Pflanzenbrei mit immer weiteren Bakterien an. Zwischendurch stößt das Lama kurz auf und kaut erneut, bis zu guter Letzt alles im dritten Magen verdaut wird.
Bespuckt das Lama nun einen potentiellen Gegner, ist meistens nur die erste kleine Vorwarnung aus Spucke. Wird die Sache ernst, kommt der halbgegorene Pflanzenbrei zum Einsatz, der unansehnlich grünlich ist und ziemlich übel riecht. Kommt es dennoch zum Kampf, wird getreten und gebissen.“ (aus: Karolin Küntzel, Warum die Dinge sind wie sie sind, Compact Verlag 2010)
Das alles erzähle ich dem Kind so natürlich nicht, obwohl es „Olchi-belesen“ vielleicht sogar Gefallen an dem farblich fiesen, stinkenden Schleim hätte. Die knappe, kindgerechte Zusammenfassung lautet. „Nur, wenn du es sehr ärgerst!“ Schließlich soll der Sprössling ganz unbefangen mit dem Tier umgehen und mir hinterher alles haarklein, mit allen Details und ganz besonders ausführlich erzählen. Warum gibt es eigentlich keinen Ferienpass für Eltern? Ich wäre auch gerne mal für einen Tag Tierpfleger im Zoo, hätte nichts gegen einen Lama-Führerschein und wüsste zu gerne, wie selbstgebraute Hexensuppe aus zuvor gesammelten Kräutern schmeckt. Angebote für weitere interessante Aktivitäten bitte direkt an mich. Ich komme gerne vorbei.
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