Im Garten ist dieser Tage ja eine Menge Interessantes zu entdecken. Da kreucht und fleucht es überall, die Insekten zanken sich um einen Platz im Baumscheiben-Hotel für ihren Nachwuchs, in der Blumenerde krabbeln merkwürdige Tierchen und neben den Stämmen der unlängst gefällten Weide (mein Wunsch war das ja nicht!), die nun wieder munter austreiben, kringelt sich eine fette Raupe.
Raupe? Larve? Was, bitte schön, ist das?
Der Larven Haufen
Ich habe keine Ahnung und lege mir das Tier zurecht, damit ich es besser sehen kann. So eine große „Was-auch-immer“ habe ich noch nie gesehen und muss jetzt erst einmal herausfinden, worum es sich handelt. Darf das überhaupt in meinem Garten sein oder wünschte ich es weit fort, wenn ich wüsste, was das ist? Während ich darüber noch nachdenke, macht das Ding einen Haufen. Das ist ja ein starkes Stück! Habt ihr schon mal eine Raupe (oder so) gesehen, die ihr großes Geschäft verrichtet? Ich jedenfalls nicht und bin deshalb erst einmal perplex.
Der Haufen sieht aus wie die Meerschweinchen-Kötel, die wir jeden Abend zu Gesicht bekommen, wenn wir deren Käfig putzen. Nur dass die Meeris viel größer sind als das „Dings“, das sich nun aus dem Staub machen will. Nichts da! Ich siedle es kurzerhand in die Becherlupe um (ist ja nur für kurze Zeit! …) und mache mich auf die Suche nach Erkenntnis. Und siehe da – ich muss gar nicht lange recherchieren, da weiß ich, wer den im Verhältnis zu seiner Größe gigantischen Haufen gemacht hat. Es ist die Larve eines Nashornkäfers.
Starker Bursche
Der Nashornkäfer finde ich heraus, ist der größte europäische Käfer und hat seinen Namen von einem beeindruckenden Horn, das allerdings nur die Männchen tragen. Mit ihm kann er andere Insekten hochheben, die bis zu 850-mal so viel wiegen wie er selbst. Damit ist er der stärkste Käfer überhaupt. Respekt!
Das geschützte Tier wird bis zu vier Zentimeter groß und ist vor allem in der Dämmerung und nachts unterwegs. Das wird der Grund sein, warum ich im Garten noch nie einen gesehen habe. Nun kenne ich aber seine Larve und die darf natürlich bleiben und wird zum Kompost verfrachtet, wo sie sich sicher wohlfühlt. Gefunden haben wir sie im Sägemehl (auch ein bevorzugter Aufenthaltsort) neben besagten Baumstämmen, dort wird es nun aber zu gefährlich, weil das Holz versetzt wird. Und wer weiß, in welchem Larvenstadium sich unser Fund befindet, denn das kann bis zu fünf Jahren dauern. Erst dann (und nach drei Häutungen) verpuppt sie sich. So lange können wir nicht auf sie warten. Gespannt bin ich aber schon, ob ich irgendwann das Ergebnis zu Gesicht bekomme und spät abends auf der Terrasse von einem Riesen-Nashornkäfer-Brummer angeflogen werde.
PS: Kann mir eigentlich jemand sagen, wie die Larven-Haufen heißen? Ist das Kot, Kötel, Kacke, oder wie?
Autorin: Karolin Küntzel
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15. Juni 2017 um 9:57
Oh je.Man sieht doch direkt,dass das keine Käferlarve sein kann! Sieht hat keine Kopfkapsel und keine Beine mit Chitinpanzerung.Außerdem ist Sägemehl kein beforzugter Aufenthaltsort.Verrotetes Holz ja,weil das die Larven fressen.
Das ist eine Raupe eines großen Falters,kurz vor der verpuppung.
MFG
Ein Käferzüchter
17. Juni 2017 um 11:57
Vielen Dank für Ihren Hinweis. Leider habe ich keine anderen Aufnahmen, auf denen die Merkmale, die sie anführen, zu sehen sind. Die Larve fand sich in unmittelbarer Nähe von Totholz. Das Sägemehl an der Stelle rührt lediglich daher, dass neben den alten Stämmen auch unser bevorzugter Sägeplatz war. Vielleicht haben Sie als Käferzüchter ja ein Foto einer Nashornkäferlarve, das wir zum Vergleich veröffentlichen könnten. Auch würde uns natürlich interessieren, um welche Falterart es sich ihrer Meinung nach handeln könnte.
Viele Grüße
Karolin Küntzel
8. Januar 2018 um 17:00
“Damit ist er der stärkste Käfer überhaupt.” Das stimmt leider nicht. Der Mistkäfer bspw. ist stärker. Er kann mehr als das 1000-Fache seines Gewichts stemmen.
8. Januar 2018 um 19:54
Danke für den Hinweis. Ich habe jetzt auch noch einmal recherchiert und bin ebenfalls auf den Mistkäfer gestoßen, der verschiedenen Quellen zufolge das 1141-fache seines Körpergewichtes bewegen kann. In älteren Quellen wird dagegen der Nashornkäfer genannt.