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Stinkmorchel: Stinken, um zu überleben

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Foto: pixabay.com

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Pilze riechen erdig, nach Wald und feuchtem Boden, nach kühler Luft und frischem Laub. Allerdings nicht alle, denn die Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus) legt sich an warmen Tagen mächtig ins Zeug, um ihrem Namen alle Ehre zu machen. Puh! Da beschleunigt der Wanderer seinen Schritt, um dem üblen Geruch zu entgehen. Muss der Pilz so stinken? Andere Pilze riechen doch auch nicht so ekelerregend. Klare Antwort: Ja, die Stinkmorchel muss stinken. Und nicht nur, weil sie so heißt. Sie hat einen triftigen Grund – den Einzigen, der zählt.

Wieso stinkt die Stinkmorchel?

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Ohne den typischen und weithin stinkenden Geruch des Pilzes wäre es um seine Verbreitung und Vermehrung schlecht bestellt. Denn erst der aasartige Gestank lockt Käfer und Fliegen an, die dann für die Verteilung der Sporen sorgen.

Die Stinkmorchel entsteht aus einer runden bis eiförmigen, etwa fünf Zentimeter großen Knolle, die auch als Hexenei bezeichnet wird. Innerhalb kürzester Zeit wächst aus diesem Ei ein bis zu 20 Zentimeter langer weißer Stiel mit Hut. Aus dem grauen Hut wird eine schleimige olivgrüne Masse. Sie enthält die Sporen des Pilzes und wird Gleba genannt. Sie ist es auch, die den Gestank verbreitet. Die angelockten Insekten verspeisen die Gleba und scheiden die Pilzsamen an anderer Stelle wieder aus. Eine neue Stinkmorchel kann entstehen.“ (Auszug aus: Karolin Küntzel, Warum die Dinge sind wie sie sind, Compact Verlag 2010)

Immer der Nase nach

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Ist die dunkle Gleba abgefressen, sieht die Stinkmorchel komplett weiß oder elfenbeinfarben aus. Dieses Aussehen bescherte ihr einen weiteren, ebenfalls wenig schmeichelhaften Namen: Leichenfinger. Wächst der Pilz auf Gräbern, soll er erhoben wie ein mahnender Zeigefinger, davor warnen, ein unehrenhaftes Leben zu führen. Ich gestehe, dass ich den Stinkepilz noch nie auf einem Grab gesehen habe, wohl aber in Fichten-, Eichen- und Buchenwäldern. Er kommt aber auch im Auwald oder Erlenbruchwald vor. Stinkmorcheln wachsen auf humusreichen Böden und in der Nähe von morschem Holz. Zu finden sind sie von Juni bis Oktober. Hat der Pilz sein „Erwachsenenalter“ noch nicht erreicht, stinkt also auch noch nicht, ist er sogar essbar. Das Hexenei kann, ohne Haut gekocht und in Scheiben geschnitten, wie Bratkartoffeln zubereitet werden. Ich habe es noch nicht probiert, aber es soll wie Rettich schmecken, weshalb ich dann lieber gleich den Rettich nehme. Sicher ist sicher.

Hinweis: Die Texte und Fotos in diesem Blog dürfen nicht als Referenz für Pilzbestimmungen genutzt werden. Auch als Grundlage für das Sammeln wilder Pilze oder das Abschätzen ihrer Essbarkeit sind sie nicht geeignet.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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