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Natur und so

Verliebt in einen Fisch

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Foto: J. Prinz

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Ich bin verliebt. In einen Fisch. Und das kam so: Meine Kolleginnen vom Museum für Natur und Umwelt Lübeck haben mich, noch vor der Eröffnung, einen Blick in die neue Sonderausstellung „Frische Fische“ werfen lassen. „Naja“, denke ich, „eine Aquarienausstellung.“ Doch dann bin ich überrascht: Die Becken sehen kein bisschen aus wie im Zoogeschäft.  Im Gegenteil: Jedes Aquarium sieht aus wie ein Ausschnitt aus dem Lebensraum des jeweiligen Fisches. Ich gehe vorbei an Böden von stehenden Gewässern, auf denen sich Blätter gesammelt haben. Gleich daneben steht ein Becken, in das von oben Wurzeln hineinragen. Und dann, als ich um die Ecke biege, fällt mein Blick auf das Becken mit den großen Steinen und ich bin verliebt.

Foto: J. Prinz

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Nicht in die Steine, sondern in den Prachtflossensauger (Sewellia lineolata). Diese Form! Diese Farbe! Er gleitet zielstrebig über die Steinflächen im Aquarium und manchmal bewegt er sich sehr schnell rückwärts. Ah! Eine Pumpe verursacht eine starke Strömung, sehe ich. Der Prachtflossensauger lässt sich also einfach mittreiben. Fische waren bisher irgendwie „nicht so meins“, aber jetzt will ich mehr wissen und lese das Schild. Kann ja keiner ahnen, dass in einer Aquarienausstellung sowas Niedliches sitzt.

Mein Lieblingsfisch stammt aus Asien und mag starke Strömung, sandige Böden und große Steine. Bei den ausgewachsenen Tieren hat sogar jeder Fisch seinen eigenen Stein, der als Revier besetzt wird. Wie cool ist das denn? Wer ihn zu Hause halten will, braucht ein großes Aquarium von mindestens 80 cm Länge und ich finde: weniger macht auch einfach keinen Sinn. Man braucht einfach diese großen Steine! (Und die Strömung.)

Foto: J. Prinz

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Der Prachflossensauger raspelt nämlich den Algenbewuchs ab und verschmäht auch kleine Wirbellose nicht, die ihm dabei über den Weg schwimmen. Sein Maul sitzt unter dem Körper und weil seine Flossen sehr breit sind, kann er sich flach an den Stein legen, um bequem zu fressen. Die Strömung gleitet dann einfach über ihn hinweg.

Ich finde ihn toll: Der Prachtflossensauger ist nicht bloß ein hübscher Fisch, sondern hat auch interessante Körpermerkmale und ein spannendes Verhalten. (Steine als Revier!) Hätte ich mehr Platz für ein Aquarium, wäre das hier das Becken der Wahl. (Ob Karolin wohl was dagegen hätte, wenn wir im Büro…?)

Foto: J. Prinz

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Vielleicht erwische ich demnächst nochmal jemanden von den Aquarien- und Terrarienfreunden Lübeck e. V., die die Ausstellung “Frische Fische” aufgebaut und diese wunderschöne Gestaltung hingekriegt haben. Dann lasse ich aber weg, wie verliebt ich bin – das wirkt ja auch irgendwie komisch. Obwohl – vielleicht geht es denen ja genauso…

Wenn ihr testen möchtet, in welchen Fisch ihr euch spontan verlieben könnt, habt ihr noch bis zum 01. November 2015 die Gelegenheit, die Sonderausstellung “Frische Fische” im Museum für Natur und Umwelt Lübeck zu besuchen. Wer sich verliebt hat, sagt dann hier Bescheid, ja?

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

4 Kommentare

  1. Hallo Frau Prinz,

    wenn ich nicht in Fische verliebt wäre, hätte ich ja ein Problem. Immerhin habe ich zu Hause ca. 15 Aquarien und bin außerdem, zusammen mit meinen Vereinskollegen, für diese Ausstellung verantwortlich. Aber ich freue mich das eine “Nichtfischaffine” sich so von unserer Ausstellung einfangen läßt. Die Flossensauger sind auch meine Mitfavoriten, aber es gibt starke Konkurrenz. Auf Platz eins liegen für mich die White-River Kärpflinge. Wie der Werbetext der Ausstellung verheißt, kommen sie aus dem heißen Süden der USA. Nach nur einem Tag im Ausstellungsbecken waren sie eingelebt und drehten voll auf. In dieser Pracht-Balzfärbung hatte ich sie vorher nie gesehen. Mehrfach konnte ich sie beobachten, wie sie sich, sehr erregt, zu zweit in Moos schlugen. Was darin geschah konnte ich bisher nur vermuten. Gestern abend dann das Ergebnis. Hurrraaahhh, die ersten Jungfische. Klitzeklein habe ich sie oberhalb des Javamooses entdeckt. Offensichtlich haben wir ihnen gute Bedingungen geboten.
    Und dann, die Erpsenkugelfische. Ein Jahr lang fühlten sie sich bei mir zu Hause sichtbar wohl, kamen aber nie in Fortpflanzungsstimmung. Damit ihnen die Umstellung nicht so schwer fällt habe ich sogar das spezielle Wasser von zu Hause zum Museum geschleppt. Gut, das Ausstellungsbecken hat eine etwas andere Form und ist etwas anders eingerichtet. Sonst ist aber alles gleich. Na ja, Tapetenwechsel scheint manchmal die Libido in Schwung zu bringen. Seit einigen Tagen hat ein Männchen erstmals ein Revier besetzt, sich deutlich kräftiger gefärbt, jagt die anderen Männer weg und buhlt um die Damen. Mal sehen, ob es hier auch bald einen Ergfolg zu vermelden gibt.
    Die Ausstellung unterliegt beim genaueren Hinsehen einem ständigen Wandel und wir werden sicher noch den einen oder anderen Nachwuchs begrüßen können.

    • Es gibt Kugelfische in der Ausstellung? Du meine Güte, da ist aber noch ganz schön viel an mir vorbeigegangen. Ich werde beim nächsten Besuch nochmal genauer hingucken. Kugelfische! Und was diesen ganzen Nachwuchs angeht: Vielleicht sollten Ihre Fische einfach öfter umziehen? Lustig, was da manchmal funktioniert. Bestimmt sind die Aquarien jetzt nach dem Erdmagnetfeld ausgerichtet. Oder ein Stein liegt jetzt etwas weiter links im Becken. Verrückt…

  2. Die Geschichte geht weiter. Menschen verlieben sich in Fische, Fische verlieben sich in Fische. Na ja, ganz so romantisch wird es nicht gewesen sein. Fische folgen da natürlich mehr ihrem Instinkt. Dazu gehört die Fortpflanzung und die nimmt in der Ausstellung richtig Fahrt auf. Nach den Wüstenkärpflingen, Kristallbärblingen, Siamesischen Zwergbäblingen, den Blauaugenfischen und einigen mehr haben wir nun endlich auch den ersten Nachwuchs bei den Flossensaugern entdeckt. Es sind Miniflossensauger in unterschiedlichen Größen dabei. Der Größte hat schon einen Zentimeter Länge erreicht und traut sich zwischendurch schon mal quer über einen Stein zu schwimmen. Die kleinsten Gesichteten haben gerade mal vier Millimeter und halten sich meistens unter/zwischen den kleinen Pflanzenbüscheln auf dem Sand auf. Zu erkenen sind sie nur wenn sie sich gerade bewegen und sie können lange bewegungslos nur abhängen. Dann ist es nicht mehr als ein kleiner, grauer Kommastrich auf dem hellen Sand. Fast nicht zu entdecken. Man braucht etwas Geduld, aber man kann sie sehen. Die Freude war riesig, als wir sie etdeckt haben und die Bestätigung, dass wir ihnen offensichtlich gute Bedingungen bieten tut gut.
    Gestern, direkt/während vor der öffentlichen Führung, haben die Feuermalbuntbarsche abgelaicht. Es entwickelt sich also langsam ein Unterwasserbabyzoo. In der Hinsicht schade, dass in einer Woche alles vorbei ist.
    Das (Handy-) Foto von einem Miniflossensauger sende ich per e-Mail.

    • Na, dann Herzlichen Glückwunsch an alle Fischväter und -mütter zu dem freudigen Ereignis! Schön, dass nun auch meine Lieblingsfische Nachwuchs haben!
      Viele Grüße!

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