Katzen klettern gerne und gut, doch manchmal fallen auch sie von oben herunter. Dann schaffen sie etwas, was physikalisch eigentlich unmöglich sein müsste. Sie landen in aller Regel auf den Pfoten. Und das, obwohl sie sich dafür nicht an einem festen Gegenstand abstoßen. Wie kommt demnach die Drehbewegung zustande, die erforderlich ist, um nicht auf den Rücken zu fallen?
Der doppelte Dreh
Für die Aufklärung dieses Rätsels ist der Arzt Etienne Jules Marey verantwortlich, der den Fall der Katze mit einer Filmkamera festhielt und analysierte. Seitdem steht fest, dass die Drehbewegung in zwei Phasen abläuft. Zuerst werden der Kopf und die Vorderbeine in Richtung Boden gedreht. Dann folgt der hintere Körperteil. Durch dieses versetzte Drehen und das gegenläufige Anziehen beziehungsweise Ausstrecken der Pfoten wird die Drehung möglich. Denn ähnlich wie beim Drehen von Pirouetten verändert sich das Tempo, je nachdem, ob die Pfoten ausgestreckt oder angezogen sind.
Anziehen und strecken
Die Katze zieht zuerst die Vorderpfoten an sich heran und streckt gleichzeitig die Hinterpfoten weit von sich. Dadurch dreht sich der vordere Körperteil schneller gegen den Boden als der hintere, der wegen der gestreckten Pfoten einen höheren Luftwiderstand bietet. Um anschließend auch das Hinterteil in Landeposition zu bringen, zieht sie die hinteren Pfoten an und streckt die vorderen aus. Zum sicheren Landen bildet sie dann noch einen Katzenbuckel und federt damit den Aufprall ab.
Das Drehen im Fall läuft in Sekundenbruchteilen ab und ist eine Reflexhandlung. Etwa ab dem 39. Lebenstag beherrscht die Katze diese Kunst. Doch trotz perfekter Technik sind Verletzungen wie Knochenbrüche nicht gänzlich ausgeschlossen. Zum Beispiel wenn die Fallhöhe sehr groß, oder der Untergrund sehr hart ist.
(Auszug aus: Karolin Küntzel, Warum die Dinge sind wie sie sind, Compact Verlag 2010)
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