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Natur und so

Was Freunde mit Spucke und Stress zu tun haben

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Sobald man aus Schule und Berufsausbildung raus ist, werden die Prüfungen naturgemäß weniger – was auch sonst. Die meisten Erwachsenen sind es ja gar nicht mehr gewohnt, in einer Prüfung zu sein, oder? Ich zum Beispiel, musste schon ganz schön lange keine praktische Prüfung mehr ablegen und dann im letzten Jahr gleich zwei! Voll Stress, dachte ich – aber dann war es gar nicht so schlimm. Im Gegenteil: ich fand mich eigentlich sogar ziemlich entspannt. Den anderen Teilnehmern ging es ebenso. Woran lag das, fragte ich mich. Konnte der Grund sein, dass wir alle nicht alleine in diese Prüfung mussten? Genau so ist es!

 

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Eine Studie der Uni Hildesheim zeigt nämlich: Man ist in Stress-Situationen entspannter, wenn man eine Gruppe um sich hat, der man sich zugehörig fühlt. Das können Freunde sein, aber interessanterweise braucht es gar nicht unbedingt eine Gruppe, die man schon lange kennt. Für die Studie wurden Menschen befragt, die sich für einen Sportstudiengang beworben hatten und einen Tag lang Prüfungen ablegen mussten. Morgens wurden alle Teilnehmer in Zufallsgruppen eingeteilt, die dann den ganzen Tag zusammen blieben. Zwischen den Tests wurde abgefragt, wie sie sich fühlten.

 

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Um das ganze weniger subjektiv zu machen und messbare Ergebnisse zu bekommen, wurden auch Speichelproben entnommen und darin das Stresshormon Cortisol bestimmt. Heraus kam: je mehr sich die Prüflinge ihrer Gruppe zugehörig fühlten, desto weniger gestresst waren sie. Je mehr Zeit die Gruppe miteinander verbrachte, desto zugehöriger fühlten sich die Teilnehmer und desto mehr sank der Cortisol-Spiegel. Die soziale Identität beeinflusste also direkt den Stresspegel einzelner Teilnehmer. Unwissenschaftlich gesagt: je mehr “Gruppe”, desto weniger Stress. Jetzt wundert  mich nichts mehr. Und ich wüsste auch schon, wen ich zur nächsten Prüfung  mitschleppe. Und ihr?

Die Original-Studie findet ihr hier:

Ketturat, C., Frisch, J. U., Ullrich, J., Häusser, J. A., van Dick, R., & Mojzisch, A. (2016). Disaggregating within- and between-person effects of social identification on subjective and endocrinological stress reactions in a real-life stress situation. Personality and Social Psychology Bulletin, 42, 147–160.

Eine Zusammenfassung auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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