In Norwegen, beim Klettern über Felsen, entdeckte ich Merkwürdiges. Roten, kegeligen Glibber. Was ist das bloß?, fragte ich mich damals schon. Nun habe ich es anhand meiner Fotos herausgefunden.
Napfschnecke ohne Haus?
Ich gestehe: Ich hielt die roten Kegel für eine Art Napfschnecke ohne Haus. So abwegig erschien mir der Gedanke auch nicht, schließlich gibt es auch Nacktschnecken. Und die glänzend roten Häufchen saßen genauso fest wie die Kegel-Näpfe, die sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft an den Felsen klammerten. Spätestens beim Recherchieren für den Napfschnecken-Artikel wurde mir klar, dass auf meinen Fotos etwas ganz anders zu sehen ist. Nur was?
Reise durch das weltweite Netz
Wonach sucht man, wenn man den Namen des Gesuchten nicht weiß? Nach dem, was man glaubt zu wissen. Seit der Erfindung von Suchmaschinen und Millionen von Menschen, die Webseiten betreiben und Fotos ins Netz stellen, kann ich alles herausfinden, so mein Mantra. Stimmt, nur hat es diesmal etwas gedauert. Hier das überraschende Ergebnis.
Blumentiere
Was auf Fotos aussieht wie roter Schnodder ist eine Seeanemone. Sie hat den merkwürdigen Namen Pferdeaktinie (Actinia equina) und gehört zur Klasse der Blumentiere. Der Name verwirrt, denn tatsächlich handelt es sich um ein Tier, nicht um eine Pflanze. Auf meinen Bildern sieht man sie im zusammengezogenen Zustand. Ist der Felsen, an dem sie haften, von Meerwasser bedeckt, stülpt sich das Tier wieder aus und die bis zu 200 Tentakel sind zu sehen. Andere Namen für das Tier sind Purpurrose und Erdbeerrose.
Was das Tier so kann
Die Pferdeaktinie lebt in den Gezeitenzonen von Mittelmeer, Atlantik und Nordsee. Sie wird ungefähr sechs Zentimeter groß und ebenso hoch. Wie die Napfschnecken klammert sie sich mit einer breiten Fußscheibe an den felsigen Untergrund. Dort kann sie verharren, oder sich weiterbewegen. Bis zu 50 Zentimeter Strecke schafft sie am Tag. Hört sich nach einem gemütlichen Tierchen an. Die Pferdeaktinie kann aber auch anders. Unterhalb ihrer Tentakel befinden sich kleine mit Nesselkapseln gefüllte Säckchen. Das Gift ist für Menschen nicht schädlich, für ihre Beutetiere (kleine Fische, Krebse, Mollusken) aber schon. Untereinander kämpfen die Tiere sogar. Das habe ich nun zwar nicht beobachten können, werde aber wachsam sein, falls ich mich in ihrer Gesellschaft jemals vom Meer überspülen lasse.
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