Im Garten ist immer was los. Endlich sind die Erdbeeren reif und bis jetzt haben uns noch keine Amseln die roten Früchtchen weggeschnappt. Dafür hat einer in die Pflanze gespuckt. So sieht es jedenfalls aus. Na warte, wenn ich den erwische …
Kuckucksspeichel
Was da am Erdbeerstängel wie Spucke oder Badeschaum in der Sonne glitzert, ist die Behausung eines Insektes.
Genauer gesagt, der Schaumzikade (Aphrophoridae). Sie verbringt ihr Larvenstadium an Pflanzenstängeln, gut geschützt in ihrem Schaumballen. Von außen ist das Tierchen darin nicht zu sehen. Weder für mich noch für seine Fressfeinde. Die Schaumbläschen sind ein prima Versteck und schützen die Larve gleichzeitig vor dem Austrocknen. Den Kuckucksspeichel, wie der Schaumballen auch genannt wird, produziert die Schaumzikade selbst. Dazu pumpt sie Luftbläschen in eine eiweißhaltige Flüssigkeit. Dabei entsteht Schaum, der aus dem After gedrückt die schützende Hülle ergibt.
Schaumgeboren
Nun könnte man denken, dass sich „Schaumgeborene“ als wahre Schönheiten entpuppen. Bei meinen Schaumzikaden in den Erdbeeren wird das allerdings nicht der Fall sein. Eher unscheinbar und wenig spektakulär sieht das Insekt aus, das dem Schaumballen demnächst entsteigt. Es ist ungefähr fünf bis sechs Millimeter groß, der Körper länglich bis oval. Die Farbe ist bräunlich oder schwarz. Das ist nicht bei allen Schaumzikadenarten so. Weltweit gibt es rund 700 Arten, davon leben nur 13 in Deutschland. Und einige von ihnen sind sehr auffällig. So zum Beispiel die Blutzikade. Sie kommt hauptsächlich in Gebirgsregionen vor und ist schwarz-rot-gemustert.
Saft mit Strohhalm
Zikaden ernähren sich von Pflanzensaft. Sie stechen die Pflanze an und schlürfen sie dann mit ihrem Saugrüssel aus. Vom Prinzip her ist das ganz ähnlich wie das Trinken von Limonade durch einen Strohhalm. Weil durch das Aussaugen die Pflanze geschädigt werden kann, ist die Schaumzikade bei Gärtnern nicht sonderlich beliebt. Im Internet bin ich deshalb schnell auf reichlich Tipps gestoßen, wie man den Schaumballen und damit das Insekt wieder los wird. Mich stören sie nicht und die Erdbeere sieht auch noch ganz wohl aus. Soll das Tier bleiben und sich entwickeln, dann kann ich später vielleicht noch überprüfen, ob die Geschichte stimmt, die man sich von ihr erzählt.
Weltmeister im Hochsprung
Im Schaum an meinem Erdbeerstängel versteckt sich ein zukünftiger Weltmeister. Hochsprung ist die Paradedisziplin der Wiesenschaumzikade. Keiner, aber auch wirklich keiner, kann im Verhältnis zur Körpergröße so hoch springen wie sie. Das fand der Forscher Malcolm Burrows heraus. Das Tierchen schaffte erstaunliche 70 Zentimeter Höhe aus dem Stand. Ich müsste dafür annähernd 200 Meter hoch hüpfen, schaffe aber nicht mal zwei. Deshalb werde ich jetzt schon mal üben, damit ich wenigstens auf ihre Höhe komme, wenn sie sich zeigt.
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