Irgendwann jetzt im März wachen die Fledermäuse aus dem Winterschlaf auf. Andere Tiere würden im Frühling auf die Suche nach einem Partner gehen, doch die Fledermäuse haben das schon im letzten Spätsommer erledigt. Dann fand nämlich bereits die Paarung statt. Natürlich ist die Zeit des Winterschlafs nicht besonders geeignet, um Nachwuchs zu bekommen. Nicht mal wachsen können die Jungtiere im Bauch der Mutter, denn das würde zu viel Energie kosten. Die Fledermäuse haben eine Art eingebaute Wachstumsverzögerung. Die befruchteten Eier beginnen erst nach dem Winterschlaf mit der Entwicklung.
Es dauert etwa zehn Wochen, bis das Fledermaus-Weibchen Nachwuchs bekommt. Habt ihr schon mal eine tragende Ziege im Streichelzoo gesehen? Die haben richtig ausgebeulte Bäuche. Bei der Fledermaus ist das anders: sie kann sogar in tragendem Zustand noch fliegen. Und sie weiß auch schon genau, wo ihr Jungtier zur Welt kommen soll. Den Ort kennt sie nämlich noch vom letzten Jahr.
Sehr viele Fledermaus-Weibchen erinnern sich im Sommer daran, wo sie im Jahr zuvor ihren Nachwuchs großgezogen haben. Sie alle treffen sich nun in den so genannten Wochenstuben wieder.
Die Männchen suchen sich in dieser Zeit andere Quartiere. Den Sommer verbringen sie getrennt von den Weibchen. Etwa Mitte Juni kommen in den Wochenstuben die kleinen Fledermäuse zur Welt. Wie geht das, fragt man sich. Im Hängen eine sturzfreie Geburt hinzukriegen, stelle ich mir schwierig vor. Ist es aber nicht. Das Weibchen hängt sich einfach mit dem Kopf nach oben an eine Wand und fängt das Kleine mit der Schwanzflughaut auf.
Neugeborene Fledermäuse sind kahl und schrumpelig und etwa so schwer wie drei Gummibärchen. Sie bleiben in den Wochenstuben, bis sie mit etwa vier Wochen die ersten Flugversuche wagen. Mutig, mutig!
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27. März 2017 um 21:11
Das ist ja interessant. Vielen Dank für diesen Einblick in die Fledermauskinderstube!
28. Mai 2019 um 15:02
Super! Danke!
Hatten uns tatsächlich Gedanken gemacht, wie das bei den Fledermäusen funktioniert.
5. Juni 2019 um 11:14
Wie finden denn diese Wochenstuben zusammen? Wir haben eine am Haus, ich zähle immer fleißig, aber die Anzahl der Tiere variiert im Moment noch stark. Woran liegt das?
5. Juni 2019 um 16:52
Oh, wow! Das ist ja wirklich toll!
Ich rate jetzt einfach mal und behaupte: vielleicht sind einfach noch nicht alle Weibchen da? In der Regel sind die Wochenstuben-Plätze jedenfalls “etabliert”. An einem geeigneten Ort finden dann jedes Jahr Geburten und Aufzuchten statt. Die Fledermäuse wissen also noch vom letzten Jahr, wo sie sich treffen müssen. Aber die “Anreise” erfolgt einzeln.
Fragen zu Fledermäusen beantwortet übrigens auch die Fledermaus-Hotline des NABU:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/18829.html
(*Werbung. Wahrscheinlich. Wegen Verlinkung. Man weiß ja nie.)
Wir wünschen viele gute Beobachtungen!
7. Juni 2020 um 12:45
Hallo liebe Johanna,
ich finde Fledermäuse sehr interessant. Ich habe gestern abend zwischen 22:00 und 22:15 Uhr in meinem Garten zwischen Haus und Gartenhaus 3 Exemplare beobachtet. Fledermäuse haben wir schon seit ca. 15 Jahren. Nachdem die Bauaktivität in unserem Wohngebiet eingestellt wurde, kamen sie. Ich habe mir sogar einen Fledermausdetektor zum Selbstbau besorgt. Der funktioniert prima und man kann die Fledermäuse damit auch im Dunkeln orten. Faszinierende Tiere, die unseren absoluten Schutz verdienen
Viele Grüße aus dem Saarland
Andreas Goldschmidt und Familie
7. Juni 2020 um 15:55
Das klingt ja nach jeder Menge Möglichkeiten zum Beobachten. Wenn an eurem Gartenhaus noch eine sonnen-, wetter- und katzengeschützte Wand ist, könntet ihr dort vielleicht noch einen Fledermauskasten aufhängen. Wer weiß, vielleicht wird euer Garten ja noch zur Fledermaus-Hochburg.