Weihnachten ist für die meisten von uns eine Zeit, in der Traditionen und Bräuche gepflegt werden. Kekse backen, der Besuch des Weihnachtsmarktes, Geschenke aussuchen und liebevoll verpacken wie auch der Weihnachtsbaum gehören für mich seit jeher zum Fest dazu.
Nun habe ich mich das erste Mal gefragt, wo die merkwürdige Idee herkommt, sich einen Baum in die Wohnung zu stellen und bin dabei – wie kurios – gleich noch auf eine Gurke gestoßen.
Marsch in den Wald
Wir holen unseren Weihnachtsbaum seit ein paar Jahren selbst aus dem Wald beziehungsweise von der Plantage (über das Geschäft mit den Nordmanntannen hatte ich ja schon berichtet). Mit Mann, Kind, Säge und einem Haufen Spanngurten steuere ich irgendwo im Umland von Lübeck ein Waldgebiet an, stapfe dann durch den Forst und begutachte gefühlt an die hundert Bäume. Irgendwann (hier den Hang hoch, lieber links, oder doch quer durch und ganz da hinten ist noch einer …) haben wir dann den perfekten Baum für uns gefunden, wissen mit der Säge umzugehen und schleppen unsere Beute stolz zu dick vermummten Waldarbeitern, die das Ungetüm transportfreundlich „vernetzen“. Nach getaner Arbeit und mit steifgefrorenen Fingern belohnen wir uns noch vor Ort mit Punsch und Bratwurst und zuckeln „O, du Fröhliche“ mit dem Gewächs nach Hause. Da sind wir nicht die Einzigen.
Vom Zweig zum Baum
„Weihnachtsbäume gibt es seit dem 15. Jahrhundert. Doch schon lange vorher existierte in verschiedenen Kulturen der Brauch, sich immergrüne Zweige in das Haus zu holen. Nadelbäume galten als Lebenssymbol oder als Glücksbringer. So verschenkten die Römer geflochtene grüne Kränze zu besonderen Anlässen und im Mithras-Kult wurde mit dem Schmücken von Bäumen der Sonnengott geehrt. Gerade zur Zeit der Wintersonnenwende gab es in vielen Kulturen Rituale, die zum Beispiel vor bösen Geistern und Krankheiten schützen sollten. Das Aufhängen von Tannenzweigen gehörte mit dazu. Das Christentum übernahm später den Baum als Symbol für das ewige Leben und verband ihn mit dem Geburtstag von Jesus.
Aus einzelnen Tannenzweigen wurde im Laufe der Zeit ein Baum. Da der Tag besonders festlich begangen werden sollte, kam schon bald jemand auf die Idee, den Baum zu schmücken. Angeblich waren es Bäckerknechte aus Freiburg, die den Baum mit Oblaten, Nüssen und Äpfeln schmückten. An Neujahr durfte er von den Kindern geplündert werden und auch heute ist es in einigen Gegenden durchaus noch üblich, Essbares an die Zweige zu hängen.“ (Auszug aus: Karolin Küntzel, Warum die Dinge sind wie sie sind, Compact Verlag 2010)
Grün in grün: getarnte Gurken
Essbar sieht sie zwar aus, die grüne, gekrümmte Gewürzgurke, die in amerikanischen Weihnachtsbäumen als zusätzlicher Schmuck in den Baum kommt. Sie ist jedoch aus Glas und somit ungenießbar, verspricht aber demjenigen, der sie zuerst im Baum erspäht, ein zusätzliches kleines Geschenk. Wer kommt denn auf so eine Idee? Wie merkwürdig! Nun könnte man denken: „Ach, die Amerikaner, die machen immer so komische Sachen.“ Warum sollten sie also nicht auch ‘Christmas pickles‘ im Baum verstecken? Doch es wird noch merkwürdiger, denn in den USA ist man fest davon überzeugt, dass die Gurke im Baum eine deutsche Tradition ist. Warum weiß ich davon nichts? Habt ihr etwa Gurken im Baum? Nicht? Dann befinden wir uns in guter Gesellschaft, denn kaum jemand in Deutschland kennt diesen angeblich so beliebten Brauch. Auch aus dem Spreewald ist mir nichts bekannt. Allerdings wurde 1909 im Katalog der Lyra Fahrrad-Werke aus Prenzlau tatsächlich eine Weihnachtsgurke gelistet. Na so was!
Je länger ich darüber nachdenke, desto sympathischer wird mir die Gurke. Ganz traditionsbewusst (hüstel!) werde ich mir schnell noch eine zulegen und in ein paar Tagen im Baum platzieren. Es gibt das Gemüse übrigens in drei Größen dem Alter der Kinder angepasst. Große Gurke für kleine Kinder, kleine Gurke für große Kinder. Soll ja nicht zu einfach sein. Falls ihr nun auch mit Gurken liebäugelt, findet ihr hier ein Exemplar: Original Weihnachtsgurke – Christmas Pickle, 10 cm, mundgeblasen und handbemalt, made in germany *
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